Kurzzeit-Eklat im Oval Office
Trump und Ramaphosa geraten über angeblichen Genozid aneinander
21.05.2025, 19:58 Uhr
Artikel anhören
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Südafrikas Präsident Ramaphosa ist zu Besuch im Weißen Haus. Kurz nach Beginn der Fragerunde vor Journalisten kochen die Emotionen hoch. Der US-Präsident erhebt Vorwürfe über einen angeblichen Genozid an weißen Bauern. Ramaphosa kann Trump jedoch einigermaßen beruhigen.
US-Präsident Donald Trump hat dem südafrikanischen Staatschef Cyril Ramaphosa bei einem Empfang im Weißen Haus schwere Vorwürfe gemacht. Trump verlangte von Ramaphosa „Erklärungen“ für das Schicksal weißer Bauern in Südafrika. Die Menschen würden in ihrer Heimat „hingerichtet“ und ihr Land werde beschlagnahmt, behauptete Trump.
Der US-Präsident hatte der Regierung in Pretoria zuvor einen „Genozid“ an den Nachfahren weißer Kolonialisten vorgeworfen. Trump spielte Ramaphosa überraschend Videoaufnahmen vor, die seinen Vorwurf belegen sollen. Darauf seien die Gräber weißer Bauern zu sehen, behauptete der US-Präsident. „Es ist ein schrecklicher Anblick. So etwas habe ich noch nie gesehen.“ Zudem zeigte Trump eine Reihe von Artikeln. Darin gehe es um „Tod, Tod Tod“, so Trump.
Fachleute widersprechen Trumps Darstellung eines angeblichen Völkermords. Damit greift der Staatschef eine in rechtsextremen Kreisen verbreitete Verschwörungserzählung vom sogenannten „weißen Genozid“ auf.
Ramaphosa: „Habe ich noch nie gesehen“
Ramaphosa entgegnete mit Blick auf die angeblichen Gräber: „Hat man Ihnen gesagt, wo das ist, Herr Präsident? Ich würde gerne wissen, wo das ist, denn das habe ich noch nie gesehen.“ Er werde dem nachgehen, versprach der südafrikanische Präsident. Er hatte Trump zuvor zu einem „Neubeginn“ in den Beziehungen aufgerufen. Der südafrikanische Staatschef ist der erste Vertreter Afrikas, den der US-Präsident in seiner zweiten Amtszeit eingeladen hat.
Der südafrikanische Präsident bemühte sich wiederholt, die Lage zu entspannen und betonte, wenn es Probleme gebe, müsse man unter Partnern darüber reden. Er sei bereit, über alles zu reden – ohne das Beisein von Reportern. Ramaphosa versuchte auch mehrfach, Trump zu schmeicheln und ihn mit politischen Angeboten – etwa dem Zugang zu südafrikanischen Rohstoffen – milder zu stimmen. Zusammen mit seiner mitgereisten Delegation betonte er, dass Südafrika ein generelles Gewalt- und Kriminalitätsproblem habe – Opfer davon seien sowohl Weiße als auch Schwarze.
Offizielle Zahlen belegen, dass es in Südafrika jedes Jahr zu einer immens hohen Zahl an Morden kommt. Zuletzt sind es rund 27.000 gewesen. Zum Vergleich: In Deutschland wurden 2024 insgesamt 222 Morde polizeilich registriert. Die Zahl der Tötungen von Bauern in Südafrika lag zwischen 1994 und 2020 bei durchschnittlich 69 pro Jahr. 2023 ist die Zahl geringer. Die Regierung zählte demnach 54 Morde. Der einflussreichste Lobby-Verband der Weißen, AfriForum, kam sogar nur auf 49, nach 50 im Jahr 2023.
Am Ende des Gesprächs vor laufenden Kameras hatte sich die Stimmung im Oval Office deutlich entspannt. Die Szenerie hatte zuvor stark an den Eklat im Februar erinnert, als der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus zu Gast war und sich gegen Vorwürfe von Trump und seinem Vize JD Vance erwehren musste.
Musk-KI fantasiert über Genozid
Trump wirft Südafrika unter anderem vor, „Genozid“ an weißen Bauern zu begehen. Der US-Präsident beklagt eine Diskriminierung von weißen Minderheiten in Südafrika, insbesondere der sogenannten Afrikaaner, die Nachfahren niederländischer Siedler sind. Trump stört sich besonders an einem Gesetz, das Landenteignungen im öffentlichen Interesse erlaubt, um Ungleichheiten aus der Apartheid-Zeit auszugleichen. Der Großteil der landwirtschaftlichen Flächen in Südafrika ist weiter im Besitz von Angehörigen der kleinen weißen Minderheit.
Trumps Regierung hatte vergangene Woche rund 50 weiße Südafrikaner als „Flüchtlinge“ aufgenommen. Und das, obwohl die US-Regierung die Aufnahme von Flüchtlingen etwa aus Kriegs- und Krisengebieten weitestgehend gestoppt hat.
In dem Konflikt hatte die Trump-Regierung im Februar die Hilfen für Südafrika eingefroren. Im März wiesen die USA zudem den südafrikanischen Botschafter Ebrahim Rasool aus. Er schüre „rassistische Spannungen“ und hasse die USA und Trump, hieß es zur Begründung.
Vor wenigen Tagen hatte der KI-Bot Grok Nutzern auf X ungefragt vom Verschwörungsmythos des Genozids an weißen Farmern in Südafrika berichtet. X-Besitzer Elon Musk ist gebürtiger Südafrikaner, der seinerseits vielfach behauptete, es gäbe massenhafte Morde an weißen Farmern in seinem Heimatland. Aus diesem Grund fliehen derzeit so viele Menschen, unter anderem in die USA, so seine Behauptung.