Russland und die Ukraine haben nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums ihren bisher größten Gefangenenaustausch fortgesetzt und jeweils weitere 307 Menschen freigelassen. Insgesamt war ein Austausch von insgesamt jeweils 1.000 Gefangenen zwischen Moskau und Kiew vereinbart worden. «Der von der russischen Seite initiierte großangelegte Austausch wird fortgesetzt», teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bestätigte, dass Russland ebenfalls 307 Gefangene freigelassen habe.
Am Vortag waren jeweils 390 Gefangene in Freiheit gekommen. Selenskyj sagte, dass an diesem Sonntag weitere Freilassungen erwartet würden.
Die russischen Soldaten befänden sich derzeit auf dem Territorium der Republik Belarus, wo sie die notwendige psychologische und medizinische Hilfe erhielten, teilte das Ministerium in Moskau mit. «Alle russischen Militärangehörigen werden zur Behandlung und Rehabilitation in die Russische Föderation gebracht», hieß es weiter.
Austausch in mehreren Etappen
Russland und die Ukraine hatten mehrere Etappen dieses bisher größten Gefangenenaustauschs angekündigt. «Es gibt keine größere Freude», schrieb der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha bei der Plattform X nach der ersten Runde am Freitag. «Solche humanitären vertrauensbildenden Maßnahmen sind von entscheidender Bedeutung für unsere kontinuierliche Arbeit, den Frieden wiederherzustellen.»
Nach Angaben des zuständigen Kiewer Koordinierungsstabs kamen am Freitag 3 Frauen und 387 Männer aus russischer Gefangenschaft frei. Die freigelassenen Soldaten hatten die Ukraine demnach in den Regionen Donezk, Luhansk, Saporischschja, Charkiw und Cherson verteidigt. Alle würden medizinisch untersucht und erhielten physische und psychologische Hilfe.
Dem Verteidigungsministerium in Moskau zufolge wurden am Freitag 270 Kriegsgefangene und 120 Zivilisten aus ukrainischer Gefangenschaft freigelassen. Unter den Zivilisten seien auch Bürger aus den zeitweilig von Kiews Truppen kontrollierten Orten im russischen Gebiet Kursk.
Der Austausch war vergangene Woche bei Gesprächen in Istanbul vereinbart worden. Er blieb das einzige konkrete Ergebnis der ersten direkten russisch-ukrainischen Verhandlungen seit 2022, auf die vor allem US-Präsident Donald Trump gedrängt hatte.
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