In der Nacht zu Samstag griff Russland Kiew nach ukrainische Militärangaben mit 14 ballistischen Raketen und 250 Kampfdrohnen an, mindestens 17 Menschen wurden verletzt. Wolodymyr Selenskyj ist überzeugt, dass Moskau nur durch zusätzliche Sanktionen zu einer Waffenruhe bewegt werden könne.
Bei massiven russischen Angriffen auf die ukrainische Hauptstadt Kiew sind in der Nacht zu Samstag nach Angaben der Ukraine mindestens 15 Menschen verletzt worden. Zwei weitere Verletzte habe es in der Region um Kiew gegeben, teilte die Polizei mit. Nach ukrainischen Armeeangaben setzte Russland bei den nächtlichen Angriffen insgesamt 14 ballistische Raketen und 250 Kampfdrohnen ein. Hauptziel der Attacken sei Kiew gewesen. Die Luftabwehr fing demnach sechs Iskander-Raketen und 245 Schahed-Drohnen ab. Die Kiewer Stadtverwaltung berichtete von Bränden und herabgestürzten Trümmern in mehreren Teilen der Stadt.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj rief dazu auf, den Druck auf Russland zu erhöhen. Moskau könne nur durch „zusätzliche Sanktionen, die auf Schlüsselsektoren der russischen Wirtschaft abzielen“, zu einer Waffenruhe bewegt werden, schrieb Selenskyj auf X. Russland ziehe den Krieg in die Länge. Auch der ukrainische Präsidialamtschef Andrij Jermak warf Moskau vor, alles zu tun, „um einen Waffenstillstand zu verhindern und den Krieg fortzusetzen“.
Und der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha kritisierte auf X, dass Russland nach den ersten direkten Verhandlungen zwischen Kiew und Moskau seit 2022 vor gut einer Woche in Istanbul das in Aussicht gestellte „Friedensmemorandum“ noch immer nicht übermittelt habe. „Stattdessen schickt Russland tödliche Drohnen und Raketen auf die Zivilbevölkerung“, sagte der Minister. „Dies ist Russlands Antwort auf die internationalen Friedensbemühungen und ein klarer Beweis dafür, dass ein verstärkter Sanktionsdruck auf Moskau notwendig ist, um den Friedensprozess zu beschleunigen.“
Russland und die Ukraine hatten am Freitag mit einem umfassenden Austausch von Kriegsgefangenen begonnen. Beide Seiten gaben jeweils 390 Gefangene zurück. Insgesamt sollen 1000 Gefangene ausgetauscht werden, wie bei den ersten direkten russisch-ukrainischen Gesprächen seit drei Jahren in Istanbul vor einer Woche vereinbart worden war.
Russland hatte angekündigt, der Ukraine nach dem für drei Tage angesetzten bislang größten Gefangenenaustausch seit Kriegsbeginn seine Bedingungen für eine Waffenruhe mitzuteilen.
AFP/dpa/jr