Wer in Kryptowährungen investieren will, sollte sich intensiv Gedanken über die richtige Börse machen. Capital hat den Vergleich gemacht und die besten Anbieter ermittelt
Es ist schon eine Weile her, dass die letzte große Kryptobörse gecrasht ist. Der wohl bekannteste Fall rund um die Börse FTX und dessen Gründer Sam Bankman-Fried, liegt fast drei Jahre zurück. Inzwischen hat die Krypto-Szene mit US-Präsident Donald Trump einen mächtigen Mann im Weißen Haus, der ihr den Rücken stärkt. Auch wenn die fundamentale Kritik an Kryptowährungen bleibt, so scheint die Szene erwachsener geworden zu sein, zumindest werden Skandale wie FTX seltener. Einige Währungen wie der Bitcoin bleiben die Platzhirsche, während viele kleinere Projekte bereits aufgegeben haben. Die Marktbereinigung im Kryptosektor hat längst eingesetzt – und ist möglicherweise sogar fast abgeschlossen.
Für Anleger sind das gute Nachrichten. Diejenigen, die tatsächlich investieren wollen, fragen sich, wo das am besten geht. Denn dass in der Kryptoszene auch heute noch überproportional viele Betrüger unterwegs sind, bezweifelt selbst branchenintern niemand. Umso wichtiger ist daher ein Überblick, welche Anbieter seriös sind, und wo die Rendite nicht schon im Vorfeld durch hohe Kosten aufgezehrt wird. Daher hat das Institut für Vermögensaufbau (IVA) zum dritten Mal für Capital die besten Kryptoanbieter ermittelt und sie in vier Kategorien untersucht: Kosten, Angebot, Sicherheit und Service.
Herausgekommen ist dabei eine Liste mit 20 Anbietern, die allesamt in Europa reguliert sind – also bereits einen gewissen Vertrauensvorschuss genießen. Doch nur, weil diese von einer deutschen oder europäischen Aufsichtsbehörde geprüft werden, sind sie noch lange nicht gleich gut. Das zeigt die Auswertung eindeutig. „Die Anbieter unterscheiden sich mitunter sehr deutlich“, urteilt Studienautor Matthias Reiter vom IVA.
Klassische Kryptobörsen schneiden besser ab
Die Trennlinie verläuft dabei vor allem zwischen klassischen Kryptobörsen und Neobanken bzw. Neobrokern, die seit neuestem auch Kryptowährungen anbieten. Während spezialisierte Kryptobörsen wie Bitvavo powered by hyphe, Kraken, Bitpanda und Bison inzwischen sehr gute Ergebnisse erzielen, landen Neobanken wie N26 oder Neobroker wie Trade Republic weit hinten im Ranking. „Man merkt, dass das Thema Krypto offensichtlich nur eines von vielen Angeboten ist und es an wichtigen spezifischen Details fehlt“, sagt Reiter.
Das heißt zwar nicht, dass Anleger dort keine Kryptos kaufen sollten. Der Kauf läuft dort vergleichbar sicher und transparent ab. „Aber Anleger zahlen definitiv einen Aufpreis, haben ein geringeres Angebot und können wenig mit ihren Kryptowährungen machen“, sagt Reiter. Ein Beispiel: Während Anleger beim Zweitplatzierten Kraken für 0,99 Prozent Handelskosten aus über 400 Coins auswählen und diese teilweise sogar staken können (vergleichbar mit einem verzinsten Tagesgeld-Konto), sind beim Letztplatzierten, der Berliner Neobank N26, 2,5 Prozent pro Trade fällig – ohne Staking-Option, mit der Anleger ihre Kryptos wiederanlegen können und so „Zinsen“ in Form neuer Kryptos bekommen. Aber: „Für diese hohen Kosten konnten wir N26 keine Punkte geben“, sagt Reiter.
Das ist allerdings nur ein Beispiel, das zeigt, warum klassische Kryptobörsen derzeit noch die deutlich bessere Option für ein Investment sind. Dies muss aber nicht so bleiben. Vielmehr stehen Neobanken und Broker gerade noch am Anfang ihres Kryptogeschäfts und experimentieren viel. Ein Zeugnis davon ist, dass man über die meisten dieser Anbieter erst seit weniger als einem Jahr direkt in Kryptowährungen investieren kann. Vorher war das nur indirekt über sogenannte ETPs möglich, also börsengehandelte Finanzinstrumente. Da im Ranking nur Anbieter mit direkter Investmentoption enthalten sind, fällt zum Beispiel der große Trade-Republic-Konkurrent Scalable Capital aus dem Ranking heraus. Hier können Kryptowährung bisher weiter nur über ETPs gehandelt werden.
Mitunter können Neobroker gar kein vergleichbares Angebot schaffen. Trade Republic beispielsweise verfügt erst seit Ende Mai über eine sogenannte Micar-Lizenz und kann beispielsweise erst jetzt an privaten Wallets bauen. Für das Ranking kam diese Meldung allerdings zu spät.
Wie werden die Kryptowährungen verwaltet?
Für erfahrene Anleger sind das wichtige Punkte. Sie würden wohl niemals in ETPs investieren, sondern Kryptowährungen nur direkt kaufen, da Kryptofans einen gemeinsamen Leitspruch haben: „Not your keys, not your coins“. Wer die Kryptowährung nicht selbst besitzt, darf sich nicht beschweren, wenn er früher oder später über den Tisch gezogen wird. Deshalb achten erfahrene Kryptoanleger auch ganz genau darauf, wie die Coins von der Börse verwahrt werden. Werden diese gesammelt durch den Anbieter verwahrt, oder gibt es eine private Wallet? Während erstere Option für den Anbieter einfacher ist und zu geringeren Kosten führen kann, überwiegt für viele der Sicherheitsaspekt einer privaten Wallet. Das kommt zwar nicht ganz an eine Offline-Speicherung auf einem eigenen „Ledger“ heran – vergleichbar mit einem USB-Stick – ist aber immerhin die nächstbeste Option. Immerhin sechs der 20 getesteten Börsen bieten eine solche private Wallet an, darunter die beiden Gewinner Bitvavo powered by hyphe und Kraken.
Der deutsche Ableger von Bitvavo mag vielen deutschen Anlegern dabei noch kein Begriff sein. Das Unternehmen stammt aus den Niederlanden, wird aber von der deutschen Regulierungsbehörde Bafin beaufsichtigt. Zu den Stärken gehören die niedrigen Kosten zwischen 0,01 und 0,25 Prozent je Trade sowie das große Angebot aus über 350 Coins. Unter Nutzern erhält die App weitestgehend gute Bewertungen – es gibt allerdings auch Beschwerden über langsame Transaktionen und schlechte Erreichbarkeit des Kundenservices. Diese Kritik teilt sich Bitvavo powered by hyphe aber mit nahezu allen Anbietern.
Bitvavo powered by hyphe sieht seine Stärken vor allem bei den geringen Gebühren und dem Sitz in Europa. Das sei in der Kombination so kaum vorzufinden. „Nutzer schätzen, dass wir ein europäischer Anbieter sind. Hyphe hat eine Lizenz nach dem Wertpapierinstitutsgesetz in Deutschland. Das steht für Vertrauen, Transparenz und Sicherheit, kurzum – einfach günstig Krypto traden“, sagt Marketingchef Jack Allen zu Capital.
Vergleich der Krypto-Anbieter
Kontroversen gibt es erfahrungsgemäß beim Angebot. Einige Anbieter wie Bison sehen es vielmehr als Stärke, nur eine kleine Auswahl an Coins anzubieten, die sie dafür umso stärker auf Sicherheitsbedenken prüfen. Andere wollen Nutzern die maximale Auswahl bieten, was natürlich ein größeres Verlustrisiko bedeutet. Beide Denkschulen mögen legitim sein. Für das Ranking ergibt sich aber ein Zielkonflikt, der sich nicht so leicht auflösen lässt. Das IVA bewertet aus diesem Grund stärker, ob die vier nach Marktkapitalisierung größten Kryptowährungen (Bitcoin, Ethereum, Ripple und Solana) angeboten werden – stärker noch als die Frage nach der reinen Anzahl der handelbaren Währungen.
Anbieter gleichen sich an
Dass Bison bislang nur 26 Coins anbietet, schlägt sich dennoch etwas negativ im Angebot nieder – womit CEO Ulli Spankowski aber schon in den vergangenen Rankings leben konnte. „Als Teil der Gruppe Börse Stuttgart mit ihrer 160-jährigen Geschichte haben Sicherheit und Seriosität bei Bison oberste Priorität“, sagt Spankowski zu Capital. Er kündigt aber auch an, das Coin-Universum bis Ende des Jahres schrittweise zu erweitern.
Insgesamt aber, so sagt Studienautor Reiter, sei das durchschnittliche Qualitätsniveau der Anbieter inzwischen gut, und werde sich tendenziell weiter angleichen – nicht nur bei den Kosten, sondern auch bei Sicherheit und Services. „Wahrscheinlich werden wir bald sehen, dass man auch bei Neobanken seine Coins privat sichern kann und man bei klassischen Kryptobörsen verstärkt Aktien kaufen kann.“