Der dicke Kater Garfield liebt Lasagne, sieht gerne fern und vertreibt sich die Zeit, indem er seinen Besitzer Jon ärgert. Was die berühmte Comic-Katze außerdem ungewöhnlich macht: ihr orangefarbenes Fell.
Auch im echten Leben sind orange Katzen etwas ganz Besonderes. Und das nicht nur in den Augen vieler Katzenliebhaber, die den Tieren nachsagen, schlauer, temperamentvoller und menschenbezogener zu sein als andersfarbige Artgenossen, sondern auch nach streng wissenschaftlichen Kriterien.
Der Grund für die auffällige Farbe sei nämlich eine bisher unbekannte Mutation im Erbgut, die sonst bei keinem anderen Säugetier vorkommt, schreiben Forscherinnen und Forscher der Universität Stanford im Wissenschaftsjournal Current Biology. Die Mutation hat zur Folge, dass bestimmte Zellen in der Haut orangefarbene statt brauner oder schwarzer Pigmente produzieren. Auch bei rothaarigen Menschen ebenso wie bei Tigern, Orang-Utans und anderen orangefarbenen Tieren sind Mutationen für dieses Phänomen verantwortlich – allerdings ganz andere als diejenige, die jetzt bei Katzen gefunden wurde.
Nicht alle orangefarbenen Katzen sind Kater
Eine weitere Besonderheit ist, dass es bei Katzen einen Zusammenhang zwischen der Farbe ihres Fells und ihrem Geschlecht gibt. Orangefarbene Katzen sind meistens männlich. Der Mythos, es gebe keine weiblichen Katzen mit orangefarbenem Fell ist aber falsch, obwohl er sich hartnäckig hält. Fakt ist: Etwa 20 Prozent der orange gefärbten Tiere sind weiblich.
Wie kommt dieses Ungleichgewicht zustande? Anders als bei anderen orangefarbenen Tieren wird die Farbe des Fells bei Katzen über das X-Chromosom vererbt. Es wird auch als Geschlechtschromosom bezeichnet, da die Anzahl der X-Chromosomen darüber entscheidet, ob es sich um ein Weibchen oder ein Männchen handelt. Weibliche Tiere haben zwei X-Chromosomen, männliche nur eines.
Den Stanford-Forschern zufolge sind Kater orange, wenn sie die neu entdeckte Mutation auf ihrem einzelnen X-Chromosom haben. Damit das Fell von Weibchen orange ist, müssen beide X-Chromosomen diese Mutation haben, was deutlich unwahrscheinlicher ist. Befindet sich die Mutation nur auf einem der beiden X-Chromosomen, haben die Tiere orange Flecken, schreiben die Forschenden in ihrer Studie.
Orange-schwarz gemusterte Katzen werden als „Tortie“ bezeichnet, abgeleitet vom englischen Begriff tortoise – Schildkröte, weil die Färbung an Schildpatt erinnert, das aus dem Panzer von Meeresschildkröten hergestellt wird. Dreifarbige Katzen, die ein rot-schwarz-weißes Fell haben, sind extrem selten. In vielen Kulturen glauben die Menschen, dass diese Tiere Glück bringen. Die japanischen Glücksbringer-Winkekatzen haben deshalb oft ein dreifarbiges Schildpattmuster. Und in Brehms Tierleben aus dem Jahr 1893 heißt es: „Eine dreifarbige Katze schützt das Haus vor Feuer und anderem Unglück, die Menschen vor dem Fieber, löscht auch das Feuer, wenn man sie in dasselbe wirft …“
Wissenschaftlich belegt ist das natürlich nicht. Genauso wenig wie der Glaube, dass orangefarbene Katzen besondere Charaktereigenschaften haben, die sie von anderen unterscheiden. Die Forschenden aus Stanford sind auch dieser Frage nachgegangen und haben im Erbgut der Garfield-Katzen keine Hinweise darauf gefunden.