Ein Mann stach am Sonntag vor einer Bar in Bielefeld mit einem Messer und einem selbst gebauten Speer auf mehrere Menschen ein. Nun sitzt Mahmoud M. in Untersuchungshaft. Die Ermittler sehen Hinweise für eine islamistische Motivation der Tat.
Nach dem Angriff eines Mannes auf mindestens vier Menschen vor einer Bar in Bielefeld hat die Bundesanwaltschaft wegen einer möglichen religiösen Motivation die Ermittlungen übernommen. Es bestehe der dringende Verdacht des versuchten Mordes und der gefährlichen Körperverletzung, teilte die Karlsruher Behörde mit.
Dem tatverdächtigen Syrer Mahmoud M. werde zur Last gelegt, mit Messern gezielt auf Gäste eingestochen und dabei vier Menschen lebensgefährlich verletzt zu haben. Er werde verdächtigt, dass die Tat religiös motiviert war und als Angriff auf die freiheitliche demokratische Grundordnung zu verstehen sei. „Damit ist sie geeignet, die innere Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland zu beeinträchtigen“, hieß es von der Bundesanwaltschaft.
Bundesjustizministerin Stefanie Hubig (SPD) erklärte in Berlin, die Hinweise hätten sich verdichtet, dass der Täter aus einer islamistischen Motivation heraus handelte. Islamistischer Terrorismus sei eine der größten Gefahren für die innere Sicherheit in Deutschland. Nach Informationen von WELT aus den Sicherheitsbehörden gibt es Hinweise, dass M. sich gedanklich mit der Terrormiliz „Islamischer Staat“ befasste.
M. kam am Dienstag in Untersuchungshaft. Ihm wird versuchter Mord in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung in vier Fällen vorgeworfen. Bei dem Angriff nutzte er nach Angaben der Polizei ein Messer und einen selbst gebauten Speer. Dabei handelte es sich um einen Stab mit einer daran befestigten Klinge.
Spezialkräfte nahmen den Mann fest
Früheren Angaben der Ermittler zufolge hatten bei dem Geschehen fünf Menschen Verletzungen davon getragen, zwei schwebten zwischenzeitlich in Lebensgefahr. Die Ermittler gehen nun bei mindestens vier Menschen sicher von Stichverletzungen aus.
Der mutmaßliche Angreifer war nach der Tat geflüchtet. Die Ermittlungen führten schließlich nach Heiligenhaus bei Düsseldorf: Am Montagabend nahmen Spezialeinsatzkräfte dort den Mann fest, der im ostwestfälischen Harsewinkel westlich von Bielefeld wohnte.
Bei der Festnahme des Tatverdächtigen leistete er nach Polizeiangaben Widerstand und wurde leicht verletzt. Zeugenhinweise hätten die Ermittler auf die Spur des Mannes gebracht. Polizisten eines Spezialeinsatzkommandos durchsuchten in Heiligenhaus mehrere Objekte.
Attackierte wehrten sich vehement
„Die kleinteilige Arbeit hat sich gelohnt und wir konnten den überraschten Täter dingfest machen“, sagte Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) der Nachrichtenagentur dpa. Die Ermittler hätten jede kleinste Spur nach dem Täter verfolgt, mit allen Möglichkeiten, die die Polizei habe, und unter starkem öffentlichem Druck. „Jetzt braucht es Antworten, welches Motiv den Täter zur Tat geleitet hat“, unterstrich der NRW-Innenminister.
Bei den Verletzten handelt es sich nach WELT-Informationen um einen 22-Jährigen aus dem Kreis Gütersloh, einen 26-Jährigen aus Bielefeld, eine 26-Jährige aus Gütersloh, einen 24-Jährigen aus Bielefeld und einen 27-Jährigen aus Bielefeld.
Die Attackierten setzten sich nach bisherigen Angaben der Ermittler Schlägen zur Wehr und verletzten dabei auch den Angreifer. Dieser flüchtete. Am Tatort waren ersten Angaben zufolge mehrere Messer sichergestellt worden. Die Beamten fanden demnach außerdem auch eine vom mutmaßlichen Täter zurückgelassene Tasche mit Personaldokumenten sowie eine Flasche mit einer unbekannten, nach Benzin riechenden Flüssigkeit.
Der Syrer war zuvor nicht polizeilich in Erscheinung getreten. Nach Angaben des Innenministers war er über die Türkei nach Europa eingereist. Im Dezember 2023 hat das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge ihm einen befristeten Schutzstatus ausgestellt, nachdem der Mann in Deutschland einen Asylantrag gestellt hatte.
dpa/saha/ll/kr