Der Verdacht kursiert schon länger, dass China in die nach Deutschland und in den Westen gelieferten Wechselrichter eine Art “Kill-Switch” einbauen könnte, mit dem es unsere Solaranlagen abschalten könnte. Mit katastrophalen Folgen für die Stromversorgung. Jetzt scheint ein neuer Fund den Verdacht zu erhärten.
Nicht dokumentierte Funkmodule in Wechselrichtern gefunden
Denn US-Experten haben auf einer Solarfarm in den USA Funkmodule entdeckt. Diese steckten in Wechselrichtern, die aus China stammen sollen. Besagte Funkmodule waren aber nicht in den Produktunterlagen aufgeführt. Das berichtet Reuters.
Dafür braucht man Funkmodule
Über solche Funkmodule in Wechselrichtern können grundsätzlich Updates aufgespielt und Fernwartungsmaßnahmen durchgeführt werden. Um eine Kommunikation mit China zu vermeiden, sind in der Regel Firewalls installiert.
Doch die jetzt entdeckten Funkmodule können laut dem Bericht bestehende Schutzsysteme umgehen. Damit wäre es theoretisch möglich, per Fernzugriff die Wechselrichter abzuschalten. Dadurch könnten kritische Infrastrukturen in der Energieversorgung beschädigt und ein Stromausfall verursacht werden.
In den vergangenen neun Monaten wurden auch in einigen Batterien mehrerer chinesischer Lieferanten nicht dokumentierte Kommunikationsgeräte, darunter Mobilfunkgeräte, gefunden, wie Reuters berichtet. Auch damit sollen sich die Firewalls umgehen lassen.
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Gegenüber Reuters weigerten sich zwei mit den Funden vertraute Personen, die Namen der chinesischen Hersteller von Wechselrichtern und Batterien mit zusätzlichen Kommunikationsvorrichtungen zu nennen. Die beiden sagten auch nicht, wie viele sie insgesamt gefunden hatten. Eine Sprecherin der chinesischen Botschaft in den USA wies die Vorwürfe als Verleumdung zurück.
Für Deutschland soll es bisher keine Hinweise geben, dass undokumentierte Funkmodule verbaut wurden. Das bedeutet aber keineswegs, dass eine Fernabschaltung oder Manipulation der chinesischen Wechselrichter in Deutschland nicht denkbar wäre.
China dominiert den Markt
Laut dem Beratungsunternehmen Wood Mackenzie war Huawei mit einem Anteil von 29 Prozent an den globalen Lieferungen im Jahr 2022 der weltweit größte Anbieter von Wechselrichtern, gefolgt von den chinesischen Unternehmen Sungrow und Ginlong Solis. Reuters zitiert Philipp Schroeder, Geschäftsführer des deutschen Solarentwicklers 1Komma5 folgendermaßen: „Wenn man vor zehn Jahren die chinesischen Wechselrichter abgeschaltet hätte, hätte das keine dramatischen Auswirkungen auf die europäischen Netze gehabt, aber jetzt ist die kritische Masse viel größer“.
Der European Solar Manufacturing Council schätzt Reuters zufolge, dass über 200 Gigawatt der europäischen Solarenergiekapazität mit in China hergestellten Wechselrichtern verbunden sind. Ende 2024 waren nach Angaben des Branchenverbands SolarPower Europe in Europa 338 Gigawatt an Solarenergie installiert. Das ZDF berichtete im Februar 2025, dass über 80 Prozent der in Deutschland errichteten Solaranlagen samt Wechselrichter aus China stammen.
„Wenn man eine ausreichend große Anzahl von Heim-Solarwechselrichtern fernsteuert und gleichzeitig etwas Schändliches tut, könnte das für das Netz über einen längeren Zeitraum katastrophale Auswirkungen haben“, so Uri Sadot, Leiter des Cybersicherheitsprogramms beim israelischen Wechselrichterhersteller SolarEdge laut Reuters.
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