Der deutsche Staatsbürger Yaron Lischinsky und seine Partnerin Sarah Lynn Milgrim, beide Mitarbeiter der israelischen Botschaft in Washington, wurden erschossen. „Yaron hatte eine strahlende Zukunft vor sich“, sagt Marianna von Artsruni vom Jungen Forum der Deutsch-Israelischen Gesellschaft.
WELT: Zugeschaltet ist mir jetzt Marianna von Artsruni, Mitglied in der Jugendorganisation der Deutsch-Israelischen Gesellschaft. Ich grüße Sie, Frau von Artsruni.
Marianna von Artsruni: Hallo.
WELT: Sie kannten Yaron Lischinsky. Wie haben Sie den Moment erlebt, als Sie von dieser schrecklichen Nachricht erfahren haben? Und was ging Ihnen vielleicht auch als Erstes durch den Kopf?
Marianna von Artsruni: Als ich die Nachricht heute bei der Arbeit gesehen habe, war ich total schockiert. Das Erste, was ich im Blick hatte, war direkt Yarons Bild, und ich habe dann natürlich sofort nachgeschaut, ob er es überlebt hat – und darauf gehofft. Das war dann leider nicht der Fall. Er und seine Partnerin wurden von diesem Terroristen ermordet. Und im zweiten Augenblick dachte man sich: Ja, es hätte jeden von uns treffen können. Das Attentat hat in einem jüdischen Museum stattgefunden – einem Ort, an dem auch wir, die wir israelsolidarisch sind, uns jederzeit hätten aufhalten können.
WELT: Herr Lischinsky hatte offenbar gerade einen Verlobungsring gekauft, wollte ihn der Liebe seines Lebens überreichen. Was war er für ein Mann, was war er für ein Mensch? Wie haben Sie ihn erlebt?
Marianna von Artsruni: Ich kannte Yaron tatsächlich seit 2020 oder 2021 – online. Nicht über die deutsch-israelischen Beziehungen sogar, sondern über die jüdisch-armenischen, für die er sich eingesetzt hat. Er war ein empathischer Mensch, der verstehen wollte, der andere Blickwinkel einbezogen hat. Jemand mit Empathie, einfach ein guter Mensch. Und dass gerade er, der so eine strahlende Zukunft vor sich hatte, von diesem Terroristen ermordet wurde, ist einfach unfair.
WELT: Ein Mord in Washington – aber auch hier in Deutschland sehen wir immer gewalttätiger werdende Demonstrationen, bei denen etwa ein Polizist zu Boden getreten wurde. Wie besorgt sind Sie angesichts dieser Entwicklungen?
Marianna von Artsruni: Tatsächlich war das auch für uns ein Weckruf. Wenn wir auf Wänden Schmierereien sehen, dass man Zionisten töten sollte, dann müssen wir das jetzt auch in Deutschland endlich ernst nehmen. Denn das, was in Amerika passiert, geschieht nicht isoliert. Man sieht auch hierzulande bereits Relativierungen in den sozialen Medien. Der Täter war zwar Linksextremist, aber von Rechtsextremen wird applaudiert. Und das sollte uns allen Sorgen machen – insbesondere uns, die wir uns für die deutsch-israelischen Beziehungen einsetzen.
WELT: Welche konkreten Forderungen haben Sie denn an die deutsche Politik? Was muss jetzt passieren?
Marianna von Artsruni: Erst einmal sollte man das ernst nehmen, sich klar positionieren – und auch durchgreifen, wenn solche Taten passieren. Wir haben jetzt an der FU Berlin gesehen, dass sogenannte propalästinensische Aktivisten mit Äxten und Sägen ein Gebäude gestürmt haben. Gerade dem sollten wir jetzt präventiv entgegentreten – und alle zusammenstehen, die gesamte demokratische Mitte.
WELT: Frau von Artsruni, ich danke Ihnen für das Gespräch.
Marianna von Artsruni: Danke auch.
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