Russische Kriegsverbrechen?
CNN veröffentlicht sechsfachen Hinrichtungsbefehl
21.05.2025, 18:27 Uhr
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„Nehmt den Kommandierenden gefangen und tötet alle anderen“, ist nur einer von sechs Hinrichtungsbefehlen, die der US-Sender CNN in ihm zugespielten Audioaufnahmen ausmacht. Die mutmaßlichen Funksprüche involvierter russischer Truppen sollen zu einem Vorfall im November gehören.
Der US-Nachrichtensender CNN berichtet von abgefangener Kommunikation über Funk, mutmaßlich russisch, die dem Sender von einer ukrainischen Geheimdienstquelle zugespielt wurde. Die Audioaufnahmen sollen beweisen, dass sich ergebende ukrainische Soldaten in der Region Saporischschja im vergangenen November auf Befehl getötet wurden. Mehrmals ist in abgewandelter Form auf den Aufnahmen folgender Befehl zu hören: „Fragt, wer der Kommandierende ist. Wer ist der Kommandierende? Fragt. Nehmt den Kommandierenden gefangen und tötet alle anderen.“
CNN hat die Funksprüche mit von dem Vorfall bereits seit Längerem vorliegenden Drohnenaufnahmen verglichen sowie Experten befragt, die das Material für glaubwürdig halten. Auf den Videoaufnahmen ist zu sehen, wie sechs Soldaten auf dem Boden liegen in augenscheinlich umkämpften Terrain, in dem in der Nähe Rauchschwaden vom Boden aufsteigen. Diese Soldaten sind offenbar gerade in Kriegsgefangenschaft geraten. Auch die mutmaßlichen russischen Kriegsverbrecher sind zu sehen. Auf den Audioaufnahmen sind Tötungsbefehle zu hören.
Die Hinrichtung von Kriegsgefangenen verstößt gegen internationales Recht. Der Sender CNN betont, dass er die Authentizität des Materials nicht abschließend überprüfen kann, beruft sich aber auf eine mit offiziellen Untersuchungen in der Ukraine vertrauten Person, die bestätigt, dass diese Funksprüche Teil der Ermittlungen seien, die vom Generalstaatsanwalt der Ukraine im November initiiert wurden. Eine Anfrage des Senders beim russischen Verteidigungsministerium blieb unbeantwortet.
„Werde die anderen verdammt noch mal los!“
Die „Ukrainska Prawda“ hatte im November von der Hinrichtung von fünf der auf dem Bildmaterial erkennbaren sechs Kriegsgefangenen berichtet – unter Berufung auf das Büro des Generalstaatsanwalts. CNN berichtet nun von der Hinrichtung von mindestens zweien von ihnen und dem Wegbringen eines weiteren – offenbar gestützt auf das, was in den dem Sender vorliegenden Videoausschnitten zu erkennen ist.
Die Audioaufnahmen schockieren nicht weniger. Laut CNN wird sechs Mal der Hinrichtungsbefehl gegeben, darunter in folgender Form: „Tu es. Nimm den Kommandierenden gefangen und f*** die anderen.“ Oder: „Genau, nimm den Diensterfahrenen und werde die anderen verdammt noch mal los!“ Auch erfolgt eine Antwort: „Die verfic**** anderen haben wir getötet.“
Seit Kriegsbeginn viele Fälle
Die Aufnahmen hinterlassen teils den Eindruck einer chaotischen Kommunikation. Laut CNN fordert der Funkpartner die am Boden befindlichen Truppen mehrmals auf, ihnen zu antworten. Auch fragt er: „Kann mir jemand antworten, Schlampe? Ergeben sich die Wichser oder nicht?“ Zudem soll es darum gehen, ob nun ein Kommandierender unter den Kriegsgefangenen gefunden wurde oder nicht.
Die involvierten CNN-Journalisten stützen sich bei ihrer Auswertung auf laut einem Transkript mehr als 25 Minuten Funkmaterial und drei Minuten Drohnenaufnahmen. Sie kommen zu dem Schluss, dass es „einen klaren Zusammenhang“ zwischen den in den Übertragungen erfassten Befehlen und dem, was in den Drohnenaufnahmen am Boden passiert, zu geben scheint.
Moskau sieht sich immer wieder mit Vorwürfen solcher die Genfer Konventionen verletzenden Exekutionen konfrontiert. Aufsehen erregte zuletzt ein Fall aus dem März, der sich im Süden der Ukraine ereignet haben soll ausgerechnet an dem Tag, an dem sich der US-Sondergesandte Steve Witkoff in Moskau umgarnen ließ. In Erinnerung dürfte den meisten auch der Fall des ukrainischen Kriegsgefangenen sein, der exekutiert wird, kurz nachdem er noch eine Zigarette raucht und „Slawa Ukrajini“ („Ruhm der Ukraine“) ruft. Er wurde später als Oleksandr Mazijewskyj identifiziert.