Der Stadtrat wird in einer Woche die Weichen stellen für die Entwicklung der Fürstenfeldbrucker Innenstadt. Im Kern muss er eine Vorentscheidung darüber treffen, ob die Amperbrücke in Fürstenfeldbruck saniert und die Bundesstraße 2 verlegt wird auf die Schwerverkehrsroute. Oder ob die Bundesstraße bleibt, wo sie ist und die denkmalgeschützte Amperbrücke durch einen modernen Neubau ersetzt wird – der mehr Platz für Radfahrer und Fußgänger böte, aber auch für 40-Tonner geeignet wäre. Die endgültige Entscheidung will das für die B 2 zuständige Straßenbauamt Freising unter Berücksichtigung der städtischen Empfehlung zwar erst im Herbst treffen. Die Stadträte entscheiden im Fachausschuss an diesem Mittwoch und in der Sitzung des Stadtrats am Dienstag aber über einen Antrag, durch den die Richtung vorgegeben werden dürfte.

In dem Antrag geht es vordergründig vor allem um Bürgerbeteiligung. Ein Bürgerrat soll sich mit dem Dauerbrennerthema B 2 befassen, die Entscheidung dann in Form eines Bürgerentscheids getroffen werden. Gestellt worden ist der Antrag von den Fraktionen der CSU und der Freien Wähler, die sich bislang für den Neubau der Amperbrücke und gegen die formale Verlegung der B 2 ausgesprochen haben. Auch FDP-Stadtrat Klaus Wollenberg und Alexa Zierl von der ÖDP haben ihn unterzeichnet. Zierl hatte wiederholt betont, dass eine Bürgerbeteiligung ergebnisoffen ausfallen solle.
Für Einberufung eines Bürgerrats und einen Bürgerentscheid reicht die Zeit nach Überzeugung der BBV nicht
Bislang haben die Befürworter der formalen B-2-Verlegung im Stadtrat eine knappe Mehrheit. Die BBV hofft, vor der Abstimmung weitere Stadträtinnen und Stadträte überzeugen zu können, um ein klares Signal zu geben. BBV-Fraktionssprecherin Karin Geißler und BBV-Vorsitzender Hermann Schubert betonten bei einem Pressegespräch am Montag, die Zeit für eine Meinungsbildung und fundierte Entscheidung durch die Fürstenfeldbrucker Bürgerinnen und Bürger reiche angesichts des hochkomplexen und umstrittenen Themas B-2-Verlegung nicht. Denn bis zum Herbst hat das Straßenbauamt mit Blick auf die marode Amperbrücke, die entweder saniert oder abgerissen werden muss, eine Entscheidung angemahnt. Fällt diese nicht, könnte die Behörde den Brückenneubau vorantreiben. Das würde nach Geißlers und Hermanns Worten bedeuten, dass man eine einzigartige Möglichkeit, selbst die Planungshoheit für den innerörtlichen Straßenabschnitt zu erhalten, verstreichen ließe. In diesem Fall würde aber nicht alles so bleiben, wie es ist. Denn das Bauwerk wäre dann auch für 40-Tonner geeignet, der Schwerverkehr ließe sich künftig wohl nicht mehr aus dem Stadtzentrum heraushalten.
Ebenso wie Oberbürgermeister Christian Götz (BBV) stellt Geißler eine spätere Bürgerbeteiligung in Aussicht: wenn es um innerörtliche Verkehrsmaßnahmen unter städtischer Hoheit geht – denkbar wären etwa Tempolimits. Bestenfalls dann, so die Überzeugung der BBV, könnten Autofahrer das Zentrum umfahren über den Umweg der dann zur B 2 aufgewerteten Oskar-von-Miller-, Fürstenfelder und Äußeren Schöngeisinger Straße.
Der Umweltbeirat sieht in der formalen Verlegung die Voraussetzung für mehr Aufenthaltsqualität im Stadtzentrum
In der formalen Verlegung der B 2 sieht die Stadtspitze eine „temporäre“ Maßnahme. Eine wirkliche Entlastung vom Durchgangsverkehr brächte wohl erst eine dritte Amperquerung auf Stadtgebiet, die aber nicht in Sicht ist. Vor allem die CSU setzt hier seit Jahren auf einen mit Bundesmitteln finanzierten Tunnel.
Rückendeckung bekommt die BBV nun vom Umweltbeirat. Auch dessen stellvertretender Vorsitzender Malte Geschwinder sieht in der formalen Verlegung der B2 „eine einmalige Chance“ im Sinne der Aufenthalts- und Luftqualität: „Der Umweltbeirat empfiehlt dringend, die Gelegenheit zu nutzen, die Hauptstraße vom Schwerlastverkehr dauerhaft zu entlasten und die B2 formal auf eine bestehende Alternativroute zu verlegen.“