Bei „Lanz“ soll Guttenberg über die USA sprechen, wo er zehn Jahre lang wohnte. Dort sieht er einen Kulturkampf als Hintergrund für einen Debattenmangel. Als Moderator Markus Lanz einwirft, dass für amerikanische Arbeiter aber auch die Eierpreise eine zentrale Rolle spielen, sagt Guttenberg: „Politische Verantwortung kann sich nicht nur an der Gegenwart ausrichten.“
Lanz tut sich schwer mit der Vorstellung, dass Guttenberg nach eigenem Bekunden so gar nichts zurück in die Politik zieht. Der ehemalige CSU-Politiker arbeitet heute als Lobbyist und Unternehmensberater. Seine politische Karriere hatte Guttenberg 2009 mit dem Aufstiegs ins Kabinett der damaligen Bundesregierung gekrönt, zunächst als Wirtschafts- dann als Verteidigungsminister. Doch seine Zeit als Minister währte kurz. Nach Plagiatsvorwürfen um seine Doktorarbeit im Jahr 2011 legte Guttenberg alle Ämter nieder, zog in die USA und kehrte erst zehn Jahre später zurück.
Verwundert über Guttenbergs Desinteresse daran, nun in der Politik wieder „mitzumischen“, serviert Lanz dem Ex-Verteidigungsminister eine mögliche Begründung: „Hat sich Politik denn so verändert?“ Das bejaht Guttenberg. Den aktuellen Politikstil beschreibt er als „ungnädiger, weniger besonnen, weniger vorbereitet, gelegentlich unerbittlicher“. Große Debatten fänden nicht mehr statt. Später fügt er hinzu: „Die kann man auch von oben abwürgen.“
Ex-CSU-Politiker Guttenberg stellt Söders „Würschtl-Buden“-Inszenierung infrage
Daran knüpft Lanz mit einem Beispiel aus Guttenbergs CSU an: Er fragt nach der Inszenierung des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder, der „mehr als Foodblogger unterwegs“ sei. Dazu sagt Guttenberg: „Es war immer ein Stilmittel von Politik, irgendwie Aufmerksamkeit zu erreichen. Ob man das zwingend an Würschtl-Buden machen muss, ist eine andere Frage.“ Für Söder scheine es zwar zu funktionieren. Aber Guttenberg zeigt sich besorgt über die Wahlergebnisse und stellt infrage, ob Söders Selbstdarstellung „das richtige Mittel“ sei.
Eine „große Debatte“, die der Unternehmensberater sich wünscht: „Was das Wesen der Demokratie anbelangt und wie man Stabilität in eine Demokratie wieder bringen kann“. Dazu gehörten viele Faktoren, die allesamt eine eigene Debatte verdient hätten, so Guttenberg. Dabei warnt er zudem – ohne einen Namen zu nennen – vor einer Partei, „die offensichtlich Freude daran empfindet, die Stabilität dieses Landes zu unterhöhlen“.
Heute arbeitet Guttenberg als Lobbyist und Unternehmensberater – und kennt den US-Finanzminister Scott Bessent persönlich, der „aus der Welt der Hedgefonds und der Hochfinanz kommt“, wie Moderator Markus Lanz während der Vorstellungsrunde hervorhebt. In der Sendung soll Guttenberg aus dem Nähkästchen plaudern.
US-Republikaner sind laut Guttenberg in Lager gespalten
Nach dem Auf und Ab, das vor allem durch die Zollpolitik des US-Präsidenten Donald Trump ausgelöst worden war, seien zweifelnde Stimmen aus dem Kreis um Trump lauter geworden, sagt der Unternehmensberater. Sie seien aber weiterhin nur hinter verschlossenen Türen zu hören. „Weil jeder von denen panische Angst hat, dass der Shitstorm in voller Wucht über sie zieht.“
Guttenberg weist gleichzeitig auf eine Entwicklung hin, die er schon in Trumps erster Amtszeit beobachtet hatte: „Das republikanische Lager ist alles andere als konsistent. Sie sind zwar devot – aus Angst – aber es ist ein echter Richtungskampf im Gange gerade, hinter den Kulissen.“ Als politische Pole benennt Guttenberg die Unterstützer der Superreichen und ihnen gegenüber Figuren wie Steve Bannon, die Politik an der Arbeitnehmerschaft ausrichten wollen. Diese sei für Trumps Erfolg maßgeblich verantwortlich gewesen.
Die Gefahren von Trumps Politik verstehe der aus der Hochfinanz stammende Bessent sicherlich gut, glaubt Guttenberg. Auf dessen Einfluss auf den US-Präsidenten will er sich jedoch nicht verlassen. „Momentan hört Trump auf ihn“, sagt Guttenberg. „Aber das kann ein sehr flüchtiges Glück sein.“ Mit Prognosen beruft sich der Unternehmerberater auf amerikanische „Freunde“. Demnach liefen Wetten, wie lange Bessent im Amt bleibe. Einfluss hätten etwa auch Steven Miller und der umstrittene Berater Peter Navarro, von dem die von Experten verrissene Grundidee für Trumps Zollpolitik stammt.
Dem US-Finanzminister Bessent bescheinigt Guttenberg zwar eine größere eine intellektuelle Tiefe als dessen Chef. Aber bei der Intelligenz sieht er dies anders. „Ich halte Trump in seiner ganzen Perfidie trotzdem für intelligent“, sagt Guttenberg.