In der US-Hauptstadt Washington, D. C. sind zwei Mitarbeiter der israelischen Botschaft erschossen worden. Der tatverdächtige 30-Jährige wurde bereits festgenommen. Die Polizei geht von einem Einzeltäter aus. Was über den Vorfall bisher bekannt ist.
Was ist passiert?
In der Nähe des Capital Jewish Museum in der US-amerikanischen Hauptstadt Washington, D. C. hat ein Angreifer zwei Mitarbeiter der israelischen Botschaft erschossen. Bei den Getöteten handelt es sich nach Polizeiangaben um ein junges Paar, einen Mann und eine Frau. Sie verließen demnach gerade eine Veranstaltung, die im Jüdischen Museum in der Nähe einer FBI-Außenstelle stattgefunden hatte.
Nach Angaben der US-Sicherheitsbehörde hielt sich der mutmaßliche Täter vor seinem Angriff bereits vor dem Museum auf und betrat es nach seinem Angriff auf das junge Paar. Sicherheitspersonal habe ihn festgehalten, bis die Polizei ihn festnahm. Die Beamten wurden nach Polizeiangaben gegen 21 Uhr (3 Uhr MESZ) von mehreren Anrufern alarmiert.
Als die Behörden am Tatort eintrafen, fanden sie die beiden Botschaftsmitarbeiter bewusstlos und ohne Lebenszeichen vor. Trotz
der Notmaßnahmen der Ersthelfer konnten sie demnach nicht gerettet werden.
Bisher ist unklar, ob der Angreifer die beiden Botschaftsmitarbeiter gezielt tötete. Nach Polizeiangaben näherte er sich einer Gruppe von vier Personen, die die Veranstaltung verließen, und schoss dann auf die
beiden.
Der TV-Sender CNN berichtete, dass sich der Angreifer Augenzeugen zufolge nach Betreten des Museums als Zeuge ausgab. Demnach sagte der Mann beim Eintreffen der Polizei, er habe den Angriff „für Gaza“ verübt. Danach wurden ihm Handschellen angelegt. Er teilte zudem dem Sicherheitspersonal mit, wohin er die Waffe geworfen habe. Diese stellten die Behörden nach CNN-Angaben sicher. Die Polizei geht von einem Einzeltäter aus. Der Bürgermeister der Stadt sagte, es bestehe keine weitere Gefahr.
Wer ist der Tatverdächtige?
Bei dem Angreifer handelt es sich nach Polizeiangaben um einen 30-jährigen Mann aus der Stadt Chicago im US-Bundesstaat Illinois. Er war noch nicht polizeibekannt.
Nach Polizeiangaben rief er nach der Festnahme „Free, free Palestine“; einen Slogan, der für Solidarität mit dem palästinensischen Volk steht. Zuletzt wurde er vor allem von propalästinensischen Aktivisten gegen den israelischen Militäreinsatz im Gazastreifen genutzt. Auf einem Video der Festnahme, das in den sozialen Medien kursiert, ist neben seinen Rufen auch eine rote Kufija, auch Palästinensertuch genannt, zu sehen, die der Tatverdächtige offenbar im Eingang des Museums verloren hatte.
Das Motiv des Täters ist noch unklar. Ob der mutmaßliche Schütze die beiden Getöteten kannte oder in welcher Verbindung er zu ihnen stehen könnte, ist ebenfalls nicht bekannt.
Der mutmaßliche Täter wurde wegen Mordes angeklagt. Das FBI untersucht den Fall nach eigenen Angaben außerdem als mögliches
Hassverbrechen und prüft mögliche Verbindungen zu Terrorgruppen. Deshalb könnten weitere Anklagepunkte hinzukommen, sagte Staatsanwältin Jeanine Pirro. Dem Schützen wird Mord ersten Grades eines ausländischen Repräsentanten vorgeworfen. Außerdem wird ihm in zwei Fällen Mord ersten Grades wegen der tödlichen Schüsse auf das Paar vorgeworfen. Elias R. muss sich zudem wegen Verstößen gegen Waffengesetze verantworten.
Pirro zufolge stehen die Ermittlungen noch am Anfang. Im Falle einer Verurteilung könnte R. jedoch die Todesstrafe drohen.
Sowohl US-Präsident Donald Trump als auch US-Außenminister Marco Rubio sprachen von einer „offensichtlich antisemitischen“ Tat.
Am Donnerstagmorgen durchsuchte das FBI nach Angaben der New York Times zudem die Wohnung des Tatverdächtigen in Washington. Sowohl die örtliche Polizei als auch das FBI waren demnach vor dem Haus und sperrten die Straße ab. Außerdem ist auf X ein Manifest aufgetaucht, das dem mutmaßlichen Täter zugerechnet wird, dessen Echtheit jedoch nicht verifiziert ist. Wie die Times of Israel berichtet, wird darin potenzielle Gewalt mit den Totenzahlen im Gazastreifen und der Schwäche friedlicher Proteste gerechtfertigt. Auf dem Account wurden zuvor demnach auch Israelhass und Gewaltdrohungen unter anderem gegen die New York Times gepostet.
Wer sind die Getöteten?
Die beiden Getöteten sind nach Angaben des früheren israelischen
Botschafters in den USA, Mike Herzog, ein Paar. Der junge Mann und die junge
Frau standen demnach kurz vor der Verlobung. Bei der Frau habe es sich um eine
Amerikanerin gehandelt, ihr Partner besitze die israelische
Staatsangehörigkeit, sagte er dem israelischen Armeeradio. Auf X bestätigte die israelische Botschaft in den USA die Identität der Getöteten.
Wie Außenminister Johann Wadephul (CDU) im Deutschen Bundestag sagte, hatte der Getötete auch die deutsche Staatsbürgerschaft. Er wuchs nach
Angaben der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) teilweise in
Bayern auf und sprach fließend Deutsch. Er war demnach Gründungsmitglied des Jugendforums der Israelisch-Deutschen Gesellschaft und habe sich „mit großer Selbstverständlichkeit zwischen den Kulturen“ bewegt. Nach Angaben der Times of Israel hatte er einen Masterabschluss in Regierung, Diplomatie und
Strategie von der israelischen Reichman-Universität in der Nähe von Tel Aviv, und einen Bachelor in internationalen Beziehungen von der
Hebräischen Universität in Jerusalem. Er engagierte sich
demnach für Frieden zwischen Israel und seinen Nachbarstaaten.
Die Getötete hatte demnach einen Masterabschluss in internationalen Studien der American University und einen in natürlichen Ressourcen und nachhaltiger Entwicklung der United Nations University of Peace. Sie engagierte sich demnach für ein friedliches Zusammenleben zwischen israelischen und palästinensischen Menschen im Nahen Osten.
Beide arbeiteten für die israelische Botschaft in Washington, D. C. und
hatten an dem Abend an einer Veranstaltung für junge israelische Diplomaten im
Jüdischen Museum teilgenommen.
Was war der Hintergrund der Veranstaltung?
Nach Angaben von CNN handelte es sich um eine Veranstaltung des American Jewish Committee für junge Berufstätige, mit der Bezeichnung „Young Diplomats Reception“. Diese habe sich an junge jüdische Berufstätige zwischen 22 und 45 Jahren und die diplomatische Gemeinschaft gerichtet. Botschaftsmitarbeiter und Interessierte aus verschiedenen Ländern und Organisationen nahmen demnach an der Veranstaltung teil.
Bei der Veranstaltung ging es Teilnehmenden zufolge um humanitäre Hilfe im Nahen Osten. Diskutiert wurde demnach die Frage, wie sowohl den Menschen in Gaza als auch in Israel sinnvoll geholfen werden könne. Das diesjährige Thema lautete demnach „Schmerz in Sinn verwandeln“.
Wie geht es weiter?
Der Staatsanwaltschaft von Washington zufolge hat der Haftrichter für den 18. Juni eine Anhörung in dem Fall festgesetzt.
Als Reaktion auf den Angriff ordnete der israelische Ministerpräsident Benjamin
Netanjahu erhöhte Sicherheitsmaßnahmen vor diplomatischen Vertretungen
Israels weltweit an. Er habe zudem erhöhten Schutz für
staatliche Vertreter angewiesen. Israels Außenminister Gideon Sa’ar warnte vor möglichen ähnlichen Angriffen in der Zukunft.
Auch Frankreichs Innenminister Bruno Retailleau ordnete eine verschärfte Überwachung
jüdischer Stätten im Land an. Er forderte die Präfekten
auf, die Sicherheitsmaßnahmen vor Synagogen, Schulen, Geschäften und kulturellen Einrichtungen so zu verschärfen, dass diese „sichtbar
und abschreckend“ seien.