Im Westjordanland ist eine Delegation internationaler Diplomaten vom israelischen Militär beschossen worden – in der Gruppe war auch ein Deutscher. Außenminister Wadephul reagiert via Telefonat mit seinem Amtskollegen.
Das israelische Militär hat bestätigt, eine Delegation von Diplomaten im Westjordanland beschossen zu haben. Zur Begründung hieß es am Mittwoch, die Kolonne sei von der genehmigten Route abgewichen. Auch ein deutscher Vertreter befand sich in der Delegation, wie das Auswärtige Amt in einem Statement mitteilte. Man verurteile den „unprovozierten Beschuss“ scharf: „Wir können von Glück reden, dass nichts Schlimmeres passiert ist.“ Ebenfalls Teil der Gruppe waren Vertreter der EU, Italiens und Spaniens.
„Die Delegation wich von der genehmigten Route ab und betrat ein Gebiet, in dem sie nicht autorisiert waren zu sein“, erklärte das israelische Militär. Soldaten hätten „Warnschüsse“ abgegeben, „um sie auf Abstand zu halten“. Verletzte oder Schäden wurden nicht gemeldet. Der Vorfall ereignete sich während eines von der Palästinensischen Autonomiebehörde organisierten Besuchs internationaler Diplomaten in dem Gebiet.
Der deutsche Außenminister Johann Wadephul telefonierte infolgedessen mit seinem israelischen Kollegen Gideon Saar. Das teilte das Auswärtige Amt der Deutschen Presse-Agentur auf die Frage mit, ob wegen des Vorfalls wie in anderen europäischen Ländern der israelische Botschafter einbestellt worden sei. „Außenminister Wadephul hat heute direkt mit dem israelischen Außenminister telefoniert“, antwortete ein Sprecher.
Frankreich und andere europäische Länder kündigten die Einbestellung der israelischen Botschafter an – eine scharfe Form des diplomatischen Protests. Wadephul entschied sich für das Telefonat mit seinem Amtskollegen. Bereits vor dem Gespräch hatte sein Ministerium mitgeteilt, dass er die umgehende Aufklärung des Vorfalls und die Respektierung „der Unverletzlichkeit von Diplomatinnen und Diplomaten“ einfordern werde.
„Wir fordern Israel eindringlich auf, diesen Vorfall zu untersuchen und diejenigen zur Verantwortung zu ziehen, die dafür verantwortlich sind und das Leben von Diplomaten bedrohen“, sagte die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas. Das spanische Außenministerium erklärte: „Wir stehen in Kontakt mit anderen betroffenen Ländern, um gemeinsam auf das Geschehene zu reagieren, das wir aufs Schärfste verurteilen.“
Das Außenministerium der Palästinensischen Autonomiebehörde erklärte, dass „die Delegation eine offizielle Mission unternahm, um die humanitäre Lage zu begutachten und zu bewerten sowie die anhaltenden Verstöße Israels zu dokumentieren“. Seit Beginn eines Militäreinsatzes im Januar in der Stadt Dschenin zur Bekämpfung von Militanten hat das israelische Militär Dutzende von Palästinensern getötet und zahlreiche Häuser im Westjordanland zerstört.
Reuters/AFP/dpa/säd/lay