Trump eskaliert Streit mit Uni
Harvard darf keine internationalen Studenten mehr aufnehmen
22.05.2025, 20:18 Uhr
Nach wochenlangem Streit um propalästinensischen Protest und Steuerprivilegien der Harvard University holt die US-Regierung nun zu einem heftigen Schlag aus. Sie untersagt der Universität das Einschreiben internationaler Studenten. Das dürfte einige Tausende Hochschüler treffen.
Die Regierung von US-Präsident Donald Trump hat der Harvard University die Möglichkeit genommen, internationale Studenten zu immatrikulieren. Künftig dürfte die Universität im Rahmen eines speziellen Bundesprogramms keine neuen Studierenden aus dem Ausland mehr aufnehmen, hieß es in der Mitteilung. Bereits eingeschriebene Studierende aus dem Ausland müssten sich demnach an anderen Hochschulen einschreiben – andernfalls verlören sie ihren Aufenthaltsstatus in den USA. Dies ist eine weitere Eskalation seitens der US-Regierung. Sie will die Hochschule unter Druck setzen, damit sie sich der Agenda des Präsidenten anschließt.
Das Heimatschutzministerium informierte Harvard über die Entscheidung, nachdem es in den vergangenen Tagen ein Hin und Her zwischen der Unileitung und dem Heimatschutzministerium gegeben hatte. Letzteres forderte Mitte April Einblick in Unterlagen der Universität bezüglich „illegaler und gewalttätiger Aktivitäten“ ausländischer Inhaber von Studentenvisa zu erhalten. Die Universitätsleitung weigerte sich und ließ die Frist am 30. April verstreichen, berichten drei Personen, die mit den Verhandlungen vertraut sind, laut „New York Times“ (NYT).
„Ich schreibe Ihnen, um Ihnen mitzuteilen, dass der Universität Harvard mit sofortiger Wirkung die Zulassung für das Studenten- und Austauschprogramm entzogen wird“, heißt es in einem Schreiben von Ministerin Kristi Noem, der Ministerin für Heimatschutz, an die Universität. Den Schritt begründet Noem unter anderem mit der angeblichen Weigerung Harvards, ein sicheres Umfeld für jüdische Studenten zu schaffen, und mit den Gleichstellungsrichtlinien der Hochschule.
Harvard wehrt sich gegen Trumps Attacken
Damit Bildungseinrichtungen in den USA internationale Studierende aufnehmen dürfen, benötigen sie eine spezielle Zertifizierung im Rahmen eines Bundesprogramms, das vom Heimatschutzministerium verwaltet wird. Diese Zertifizierung will das Ministerium Harvard entziehen. Ob und in welchem Umfang der Entzug rechtlich Bestand haben wird, ist unklar.
Harvard nannte das Vorgehen der Regierung „rechtswidrig“ und sprach von einer „Vergeltungsaktion“. Die Universität müsse weiter die Möglichkeit haben, internationale Studenten und Wissenschaftler aufzunehmen. Sie kämen aus mehr als 140 Ländern in der ganzen Welt und bereicherten die Universität und das Land „unermesslich“.
Die Maßnahme ist Teil eines anhaltenden Konflikts zwischen der Regierung von US-Präsident Donald Trump und Hochschulen, denen sie eine linksliberale Ausrichtung vorwirft. Zudem beklagt sie propalästinensische Proteste auf dem Campus der Universität. Anders als andere Universitäten widersetzt sich Harvard weitreichenden politischen Vorgaben aus Washington – etwa zu Zulassungsverfahren, Diversitätsprogrammen und Personalentscheidungen. Die US-Regierung fordert auch einen Umbau der Führungsstruktur und die Einstellung bestimmter akademischer Programme. Die Hochschule geht juristisch dagegen vor.
Im Zuge des Streits hat die Regierung der Elite-Universität im Bundesstaat Massachusetts bereits Fördermittel in Milliardenhöhe gestrichen oder eingefroren. Zur Begründung hieß es unter anderem, Harvard sei nicht entschieden genug gegen Antisemitismus auf dem Campus vorgegangen. Angesichts der finanziellen Einschnitte hatte Harvard-Präsident Alan Garber zuletzt angekündigt, auf ein Viertel seines Gehalts zu verzichten.
Mehr als jeder Vierte stammt nicht aus USA
Die Harvard University hat rund 25.000 Studentinnen und Studenten. Knapp 6800 von ihnen stammen nicht aus den USA. Ihr Anteil an allen Studierenden beträgt 27 Prozent, wie die Universität mitteilt. Er ist über die vergangenen Jahre stetig gewachsen: 2010/11 betrug er noch weniger als 20 Prozent.
Laut NYT könnte der Schritt erheblichen Einfluss auf die Einkünfte der Universität haben. Die Studiengebühren belaufen sich derzeit auf 59.320 Dollar (52.624 Euro) für das Schuljahr. Mit Unterkunft und Verpflegung auf dem Campus können sie auf knapp 87.000 Dollar (77.180 Euro) steigen. Internationale Studenten zahlen laut NYT in der Regel mehr Geld als US-Studenten.
Auch der frühere US-Präsident und Harvard-Absolvent Barack Obama hatte das Vorgehen Trumps scharf kritisiert. Er sprach von einem „gesetzeswidrigen und plumpen Versuch, die akademische Freiheit zu unterdrücken“. Harvard gehört zu den renommierten Ivy-League-Universitäten und hat mehr als 160 Nobelpreisträger hervorgebracht.