Der Angriff auf zwei Mitarbeiter der israelischen Botschaft in Washington sorgt für Entsetzen – und hat eine Debatte über die Sicherheit von Israelis ausgelöst. Das FBI spricht mittlerweile von einem Terrorakt.
Die tödlichen Schüsse auf zwei Mitarbeiter der israelischen Botschaft in Washington wertet die US-Bundespolizei FBI mittlerweile als Terrorakt. FBI-Chef Kash Patel schrieb auf der Plattform X: „Der Terrorakt von vergangener Nacht hat die volle Aufmerksamkeit des FBI.“
Die „gezielte antisemitische Gewalt“ sei ein Angriff auf die Grundwerte des Landes und werde streng geahndet. „Die verantwortliche Person wird zur Rechenschaft gezogen.“
Am Mittwochabend waren zwei Mitarbeiter der israelischen Botschaft in Washington in der Nähe des Jüdischen Museums in der US-Hauptstadt erschossen worden. Sie hätten gerade eine Veranstaltung im Jüdischen Museum verlassen, als ein Mann sich genähert und das Feuer eröffnet habe.
Ein 30-Jähriger aus Chicago wurde als Verdächtiger gefasst. Nach der Festnahme soll er den pro-palästinensischen Slogan „Free Palestine“ skandiert haben. Der Mann sei der Polizei vorher nicht bekannt gewesen. Eine 29-jährige Augenzeugin berichtete, er sei nach der Tat ins Museum gekommen und habe gerufen: „Ich habe es für Gaza getan.“
Botschafter spricht von Dämonisierung Israels
Die Tat hatte international Entsetzen ausgelöst, aber auch zu Vorwürfen geführt. Der israelische Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, verurteilte die Schüsse als Resultat einer Dämonisierung Israels. „Sie wurden ermordet, weil sie waren, wer sie waren, für das, wofür sie standen“, teilte Prosor mit. Das sei das schreckliche Ergebnis „der ständigen Delegitimierung und Dämonisierung des Staates Israel und seines Volkes.“
Ähnlich äußerte sich Israels Außenminister Gideon Saar. Er machte europäische Länder für die Tat mitverantwortlich. „Es gibt eine direkte Verbindung zwischen antisemitischer und antiisraelischer Aufstachelung und diesem Mord“, sagte er bei einer Pressekonferenz. Diese „Aufwiegelung“ komme auch von Verantwortlichen vieler Länder und internationaler Organisationen, insbesondere aus Europa, so Saar.
Getöteter hatte auch deutsche Staatsangehörigkeit
Mehrere Staaten wiesen die Vorwürfe zurück. Die Äußerungen seien „unverschämt“ und „ungerechtfertigt“, sagte ein Sprecher des französischen Außenministeriums in Paris. Vizekanzler Lars Klingbeil (SPD) sagte: „Das ist kein berechtigter Vorwurf.“
Einer der getöteten israelischen Botschaftsmitarbeiter hatte neben der israelischen auch die deutsche Staatsangehörigkeit. Das berichten Medien unter Berufung auf deutsche Diplomatenkreise. Nach Angaben der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) handelt es sich bei dem Erschossenen um Yaron Lischinsky, der in Bayern geboren und dort aufgewachsen war. Er sei zudem Gründungsmitglied des Jugendforums der DIG gewesen und habe sich für den Austausch zwischen jungen Israelis und Deutschen eingesetzt, teilte DIG-Präsident Volker Beck mit.
Beim zweiten Opfer, einer Frau namens Sarah Lynn Milgrim, handelt es sich nach Angaben des früheren Botschafters Israels in den USA, Mike Herzog, um eine Amerikanerin. Wie Medien berichten, waren sie und Lischinsky ein Paar, das kurz vor der Verlobung stand.
Trump und Rubio sprechen von antisemitischem Hintergrund
Sowohl US-Präsident Donald Trump als auch Außenminister Marco Rubio schrieben in sozialen Medien von einem antisemitischen Hintergrund. „Diese schrecklichen Tötungen in Washington, die offensichtlich auf Antisemitismus beruhen, müssen aufhören, jetzt!“, schrieb Trump auf der Online-Plattform Truth Social. Hass und Radikalismus hätten in den USA keinen Platz.
Der Leiter des American Jewish Committee (AJC), Ted Deutch, zeigte sich erschüttert über den Doppelmord. „Dies ist ein schockierender Akt der Gewalt, und unsere Gemeinschaft rückt heute Nacht enger zusammen“, so Deutch. Er forderte, den Abschluss der polizeilichen Ermittlungen abzuwarten. Es deute aber vieles darauf hin, „dass es sich um einen von Hass gegen das jüdische Volk und den jüdischen Staat motivierten Angriff handelt“.