Hunderte Deutsche betroffen
Bundesregierung verurteilt Trumps Harvard-Erlass
23.05.2025, 12:49 Uhr
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Die Bundesregierung zeigt sich entsetzt über den Umgang der Trump-Regierung mit der US-Eliteuniversität Harvard und spricht ungewöhnlich deutlich von einer „Einschränkung der Demokratie“. Das Auswärtige Amt spricht mit Blick auf Hunderte betroffene Deutsche von einer „dringenden Angelegenheit“.
Der zunehmend repressive Umgang der US-Regierung mit den Universitäten treibt auch die deutsche Bundesregierung um. „Einschränkungen der Wissenschaftsfreiheit sind Einschränkungen der Demokratie selbst“, sagte ein Sprecher von Bundeskanzler Friedrich Merz vor Journalisten. Der wissenschaftliche Austausch und die Forschungsfreiheit gehörten zu den Grundpfeilern des freiheitlichen Rechtsstaats. Ein Sprecher von Bundesaußenminister Johann Wadephul sagte, eine „dreistellige Zahl“ von Deutschen studiere derzeit in Harvard und wäre somit von einem faktischen Verbot ausländischer Studenten an der Eliteuniversität betroffen.
Das US-Heimatschutzministerium hatte im Streit mit der Universität mitgeteilt, dass Harvard künftig im Rahmen eines speziellen Bundesprogramms keine neuen Studierenden aus dem Ausland mehr aufnehmen dürfe. Bereits eingeschriebene Ausländer müssten an andere Hochschulen wechseln, sonst verlören sie ihren Aufenthaltsstatus in den USA. Die Maßnahme ist Teil eines anhaltenden Konflikts zwischen der Trump-Regierung und Hochschulen, denen sie eine linksliberale Ausrichtung vorwirft.
Der Sprecher des Auswärtigen Amts sagte, die Bundesregierung werde bei den zuständigen Stellen zum Ausdruck bringen, dass die Belange der deutschen Studenten angemessen beachtet werden. „Wir nehmen das als dringende Angelegenheit wahr“, so der Sprecher. Bezüglich der Folgen für den Aufenthaltsstatus der betroffenen Studenten aus Deutschland seien die Auswirkungen der Entscheidung des Heimatschutzministeriums „noch nicht so klar“.
Es sei eine „ganz, ganz schlechte Entscheidung gewesen“, keine Visa für Studentinnen und Studenten aus dem Ausland auszugeben, sagte Bundesforschungsministerin Dorothe Bär am Rande eines Treffens der EU-Wissenschaftsminister in Brüssel. „Ich hoffe sehr, dass die US-Regierung diese Entscheidung auch wieder rückgängig machen wird, weil sie wirklich fatal ist“, fügte die Ministerin hinzu. Sie besorge „sehr, was in den Vereinigten Staaten momentan vor sich geht“.
Eine Sprecherin von Bär sagte über die Entscheidung des Heimatschutzministeriums: „Sie schafft Verlierer auf allen Seiten.“ Die Mittlerorganisationen vor Ort versuchten nun die Auswirkungen auf die deutschen Studenten zu klären und dienten diesen auch als Ansprechpartner.
Auch der frühere Bundesgesundheitsminister und Harvard-Gastdozent Karl Lauterbach kritisierte den Umgang der Trump-Regierung mit der Eliteuniversität. Das Vorgehen sei „forschungspolitischer Suizid“, sagte der SPD-Politiker, der seit dieser Woche auch den Forschungsausschuss des Bundestages leitet, der „Rheinischen Post“. „Wenn ausgerechnet die wichtigsten und leistungsstärksten Universitäten absichtlich geschwächt werden, legt man die Axt an bei einem der bedeutendsten Pfeiler für die amerikanische Wirtschaft.“