Nach israelischen Angaben werden derzeit noch 20 Geiseln im Gazastreifen festgehalten, bei drei weiteren Entführten ist unklar, ob sie noch leben. Mehrere Medien berichten nun, dass viele Israelis Anrufe erhalten haben, bei denen Aufnahmen von Schreien von Geiseln zu hören gewesen sein sollen.
Zahlreiche Menschen in Israel haben nach übereinstimmenden Medienberichten in den vergangenen Stunden Anrufe erhalten, bei denen Aufnahmen von Schreien von Geiseln im Gazastreifen zu hören gewesen sein sollen. Neben den angeblichen Schreien der festgehaltenen Geiseln seien auch Explosionen und das Heulen von Sirenen zu hören gewesen, berichtete die Nachrichtenseite „Ynet“. Die Anrufe seien von unbekannten Nummern abgesetzt worden.
Das Forum der Geiselfamilien in Israel teilte mit, ebenfalls Berichte über jene Anrufe erhalten zu haben. Nach Angaben des Forums handelt es sich bei den abgespielten Aufnahmen um Aufzeichnungen aus Geiselvideos der Hamas, die die Terrororganisation zuletzt verbreitet hatte. Das Forum betonte in einer Mitteilung, die Anrufe seien nicht in seinem Auftrag getätigt worden.
Wie die Zeitung „Haaretz“ berichtete, waren bei einigen Anrufen auch Stimmen zu hören, die zu einem raschen Geiseldeal aufriefen. Nach israelischen Angaben werden derzeit noch 20 Geiseln lebend im Gazastreifen festgehalten. Bei drei weiteren Entführten ist unklar, ob sie noch leben. Zudem befinden sich die sterblichen Überreste von 35 Verschleppten dort. Die Verhandlungen mit der Hamas über ein Abkommen zur Geiselfreilassung sind ins Stocken geraten.
Die israelische Cyberdirektion leitete, einem Bericht des Fernsehsenders N12 zufolge, eine Untersuchung wegen der von Israelis empfangenen Anrufe ein. „Die Cyberdirektion betont, dass es sich dabei um Versuche handelt, Panik in der Bevölkerung zu schüren“, zitierte N12 aus einer Mitteilung der Behörde.
Bericht: Mindestens 21 Tote bei Angriffen Israels in Gaza
Bei israelischen Angriffen auf Ziele im Gazastreifen hat es palästinensischen Angaben zufolge erneut Tote gegeben. Seit der Nacht seien mindestens 21 Menschen ums Leben gekommen, meldete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa. Israels Militär habe in verschiedenen Gebieten des umkämpften Küstenstreifens Angriffe geflogen.
Wafa meldete Luftangriffe rund um die Städte Chan Junis und Rafah im Süden des Gebiets. Auch unweit von Al-Mawasi bei Chan Junis habe es Tote gegeben, berichtete die Nachrichtenagentur unter Berufung auf medizinische Kreise im Gazastreifen. Die Angaben von Wafa ließen sich nicht unabhängig überprüfen. Von der israelischen Armee gab es zunächst keine Angaben dazu.
In den vergangenen Tagen waren aus dem Küstengebiet täglich Dutzende Tote gemeldet worden. Israels Militär hatte vor einer Woche eine neue Großoffensive im Gazastreifen gestartet. Seit einigen Tagen sind dort auch Bodentruppen im Einsatz. An Israels Vorgehen in dem abgeriegelten Küstengebiet gibt es international zunehmend massive Kritik – auch von engen Verbündeten.
dpa/jr