Deutscher Vertreter betroffen
Israelische Armee räumt Beschuss von Diplomaten im Westjordanland ein
21.05.2025, 18:22 Uhr
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Eine Diplomaten-Delegation wird im Westjordanland durch Schüsse von israelischen Soldaten aufgeschreckt – auch ein Deutscher ist unter den Betroffenen. Die israelische Armee spricht von Warnschüssen, das Auswärtige Amt reagiert mit scharfen Worten. Außenminister Wadephul fordert Aufklärung.
Schüsse israelischer Streitkräfte in Richtung einer Delegation ausländischer Diplomaten im besetzten Westjordanland sorgen in der Europäischen Union für Empörung. Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas forderte Israel in einer ersten Reaktion nachdrücklich auf, den Vorfall zu untersuchen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.
Der französische Außenminister Jean-Noël Barrot bezeichnete das Geschehen als „nicht hinnehmbar“ und kündigte die Einbestellung des israelischen Botschafters in Frankreich an. Ähnliche Reaktionen kamen aus Ländern wie Italien, Spanien und Belgien. Zu der Gruppe von Diplomaten gehörte auch ein Vertreter aus Deutschland. Zudem sei ein Fahrer aus dem Vertretungsbüro Ramallah vor Ort gewesen, teilte das Auswärtige Amt in Berlin mit.
Zuvor hatte die israelische Armee eingeräumt, Schüsse in Richtung der Gruppe abgefeuert zu haben. Es habe sich um „Warnschüsse“ gehandelt, weil die Diplomaten von der vorgesehenen Route „abgewichen“ seien, erklärte die israelische Armee. Sie äußerte zugleich ihr „Bedauern“ über den Vorfall. „Die Delegation wich von der genehmigten Route ab und betrat ein Gebiet, in dem sie sich nicht aufhalten durfte“, erklärte die israelische Armee. „In dem Gebiet operierende Soldaten gaben Warnschüsse ab.“ Es seien keine Verletzten gemeldet worden, die Armee „bedauert die entstandenen Unannehmlichkeiten“.
Die Bundesregierung verurteilte „diesen unprovozierten Beschuss“ scharf. „Wir können von Glück reden, dass nichts Schlimmeres passiert ist“, hieß es in einer Mitteilung des Auswärtigen Amts. Zugleich forderte Berlin von Israel, die Umstände des Vorfalls „umgehend“ aufzuklären und die Unverletzlichkeit von Diplomaten zu respektieren. „Das wird Außenminister (Johann) Wadephul auch gegenüber seinem israelischen Amtskollegen zum Ausdruck bringen“, hieß es weiter.
„Abscheuliches Verbrechen“
Kurz nach Bekanntgabe der Schüsse wurde internationale Kritik laut: „Wir fordern Israel auf, diesen Vorfall zu untersuchen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen“, sagte die EU-Außenbeauftragte Kallas in Brüssel. „Jegliche Bedrohung des Lebens von Diplomaten ist inakzeptabel“.
„Wir fordern die israelische Regierung auf, sofort zu klären, was passiert ist“, erklärte Italiens Außenminister Antonio Tajani auf X. Er fügte hinzu, dass es sich bei einem der Diplomaten um einen Italiener handele, dem es „gut“ gehe. Auch Spaniens Außenministerium verurteilte den Beschuss auf Diplomaten „scharf“. Ein spanischer Diplomat habe sich ebenfalls in der Gruppe befunden, auch ihm gehe es „gut“. „Wir stehen in Kontakt mit anderen betroffenen Ländern, um eine gemeinsame Antwort auf das Geschehene zu geben, das wir aufs Schärfste verurteilen“, teilte das Ministerium mit.
Zuvor hatte die palästinensische Autonomiebehörde erklärt, der Vorfall habe sich in der Stadt Dschenin ereignet. Sie veröffentlichte zugleich ein Video, das zwei Soldaten zeigt, die mit Gewehren auf eine Menschengruppe zielen.
Die im Westjordanland regierende Autonomiebehörde verurteilte „das abscheuliche Verbrechen der israelischen Besatzungstruppen, die während eines Besuchs im Raum Dschenin eine im Staat Palästina akkreditierte diplomatische Delegation gezielt mit scharfer Munition unter Beschuss nahmen“.