Europa erwägt Kauf in den USA
Wie die Trump-Lücke geschlossen werden könnte
25.05.2025, 08:34 Uhr
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Noch liefern die USA Waffen an die Ukraine – aber es handelt sich durchweg um Lieferungen, die unter Präsident Biden genehmigt wurden. Damit könnte bald Schluss sein. Europa will die Lücke füllen, offenbar auch durch Einkäufe in den USA. Trump stünde vor einem Dilemma.
Europäische Staaten erwägen, Waffen für die Ukraine in den USA zu kaufen. Das berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg. Damit soll die Hilfe für das von Russland überfallene Land weitergehen, obwohl die USA unter Präsident Donald Trump als Unterstützer ausfallen.
Die Europäer würden so den eigentlich für Trump entwickelten Plan des ehemaligen US-Sondergesandten Keith Kellogg umsetzen. Noch vor Trumps Amtsübernahme hatte Kellogg vorgeschlagen, die Ukraine und Russland zu einem Waffenstillstand zu zwingen. Seine Drohung sollte so aussehen: Wenn die Ukraine sich weigert, gibt es keine weitere Unterstützung der USA. Wenn Russland sich weigert, unterstützen die USA die Ukraine maximal.
Trump hat nur den ersten Teil des Plans befolgt – die USA haben massiven Druck auf die Ukraine ausgeübt, um sie zu Zugeständnissen zu bewegen. Russland dagegen wird von Trump weiterhin mit Samthandschuhen angefasst. Selbst zu einer Verschärfung der Sanktionen ist er offenbar nicht bereit. Dagegen will die EU in ihrem 18. Sanktionspaket neben der Nord-Stream-Pipeline auch das russische Finanzsystem ins Visier nehmen.
Kellogg wurde von einem Ahnungslosen ersetzt
Kellogg wurde bereits im März als Sondergesandter für Russland durch den Trump-Freund Steve Witkoff ersetzt, obwohl dieser keinerlei Expertise für Russland oder den Krieg in der Ukraine hat. Witkoff hat wiederholt die Verhandlungsbereitschaft des russischen Präsidenten Wladimir Putin gelobt, für die es allerdings keinerlei Anzeichen gibt – die Konfliktforscherin Nicole Deitelhoff bescheinigte ihm „ein wirklich ungewöhnliches Niveau von Ahnungslosigkeit“. Tatsächlich hält Russland an seinen Maximalforderungen fest und spielt mit Blick auf etwaige Verhandlungen auf Zeit, um seine Sommeroffensive weiter voranzutreiben.
Sollten sich die europäischen Staaten dafür entscheiden, Waffen in den USA zu kaufen, um sie an die Ukraine weiterzugeben, müsste Trump sich zwischen zwei widersprüchlichen Wünschen entscheiden, schreibt Bloomberg: seinem Bedürfnis, zu Putins Russland auf Annäherungskurs zu gehen, und seinem Wunsch, gute Geschäfte für die USA zu machen.
Sinn des Plans wäre, den russischen Vormarsch aufzuhalten und Druck auf Putin auszuüben, doch noch in ernsthafte Verhandlungen einzusteigen. Wenn die Europäer Trump dann auch noch überreden könnten, die Ukraine weiter mit Geheimdienstinformationen zu versorgen, könnte sie durchhalten, so Bloomberg. Ihm sei nicht ganz klar, wie schlimm dieses Szenario für die Ukraine wäre, zitiert Bloomberg den Sicherheitsexperten Andrew Weiss. „Es ist kein ideales Ergebnis. Es ist sicherlich suboptimal, aber es ist nicht der absolute schlimmste Fall, den viele von uns befürchtet haben.“
Experten zufolge dürften die noch von Trumps Vorgänger Joe Biden genehmigten Waffenlieferungen in diesem Sommer zu Ende gehen. Allein mit in Europa produzierten Waffen wäre die Lücke nicht zu schließen. Auf diese Situation dürfte Putin mit Blick auf die russische Sommeroffensive hoffen.