Am Rand des Sonnensystems, weit hinter der Umlaufbahn des Neptun, haben Forscher ein Objekt entdeckt, das nicht nur extrem weit entfernt ist, sondern womglich auch gro genug, um als Zwergplanet zu gelten. Das wird fr „Planet 9“ zum Problem.
700-km-Sonderling am Systemrand verblfft Forscher
Seit Jahren richtet sich der Blick der Astronomie in die fernsten Winkel des Sonnensystems. Die Hoffnung: verborgene Himmelskrper zu finden, die unerklrliche Bahnabweichungen weit entfernter Objekte auflsen knnten. Vor allem die Theorie eines neunten, massereichen Planeten treibt diese Suche an. Doch nun bringt das neu entdeckte Objekt 2017 OF201 diese Vorstellung ins Wanken – ein ferner Himmelskrper mit Eigenschaften, die so nicht erwartet wurden.
Erster Punkt, der die Forscher staunen lsst: Die Bahn von 2017 OF201 ist extrem gestreckt. Am sonnennchsten Punkt nhert sich das Objekt der Sonne auf das 44,5-Fache des Abstands zwischen Erde und Sonne – hnlich wie Pluto. Doch auf seiner weitesten Reise entfernt es sich ber das 1600-Fache hinaus, mehr als 240 Milliarden Kilometer. Fr eine einzige Umkreisung unseres Zentralgestirns braucht es rund 25.000 Jahre.
Die extreme Bahn von 2017 OF201 (Institute for Advanced Study)
Das Team um Sihao Cheng vom Institute for Advanced Study schtzt den Durchmesser auf rund 700 Kilometer. Damit wre 2017 OF201 das zweitgrte bekannte Objekt mit einer derart weiten Umlaufbahn. Die offizielle Bekanntgabe erfolgte am 21. Mai 2025 ber das Minor Planet Center der Internationalen Astronomischen Union, die vollstndige Analyse ist als arXiv-Preprint einsehbar.
Entdeckt wurde 2017 OF201 mithilfe eines Algorithmus, der Bewegungsmuster in Archivbildern suchte. Die Daten stammen aus dem Victor M. Blanco Telescope und dem Canada France Hawaii Telescope. Insgesamt lie sich das Objekt in 19 Aufnahmen ber sieben Jahre hinweg identifizieren – trotz seiner extremen Entfernung und kurzen Sichtbarkeit von nur etwa einem Prozent seiner Umlaufzeit.
Ist das der Planet 9-Killer?
Besonders brisant: Die Bahn von 2017 OF201 scheint einem der spannendsten Suchprojekte der modernen Astronomie zu widersprechen – der Jagd nach dem hypothetischen „Planet 9“. Diese Theorie geht davon aus, dass ein bislang unentdeckter Planet mit mehreren Erdmassen in extremer Entfernung durch seine Schwerkraft eine auffllige Bndelung bei den Umlaufbahnen weit entfernter transneptunischer Objekte (TNOs) verursacht. Genau dieses Bahn-Clustering gilt seit Jahren als indirekter Hinweis auf dessen Existenz.
Doch 2017 OF201 passt nicht in dieses Muster. Seine Umlaufbahn ist nicht nur extrem exzentrisch, sondern auch deutlich anders ausgerichtet als die Bahnen anderer sogenannter „extremer TNOs“. Damit stellt der Fund die Grundlage dieser Theorie zumindest teilweise infrage. Wenn selbst ein einziges Objekt wie 2017 OF201 eine deutliche Abweichung zeigt, knnte das bedeuten, dass die beobachtete Bndelung anderer Objekte statistisch doch weniger stabil ist als gedacht – oder zustzliche, bislang nicht bercksichtigte Faktoren die Bahnen beeinflussen. Das erschwert die Argumentation fr einen gezielt steuernden Planet 9.
In offenen Archiven entdeckt
Ein letzter Punkt macht die Entdeckung abseits der professionellen Astronomen besonders: Sie basiert ausschlielich auf ffentlich zugnglichen Daten. „All die Informationen, die wir verwendet haben, stammen aus Archiven“, erklrt Jiaxuan Li. Das zeigt, dass auch auerhalb der grten Observatorien bedeutende Entdeckungen mglich sind – wenn man wei, wonach man suchen muss.
Wurde Planet Neun schon entdeckt?
Anfang 2025 gab es jedoch neue Hinweise: Taiwanesische Astronomen berichteten von mglichen astronomischen Hinweisen durch Infrarot-Aufnahmen. Diese Beobachtungen mssen aber noch besttigt werden, bevor von einer echten Entdeckung gesprochen werden kann.
Wie gro ist Planet Neun?
Frhere Berechnungen gingen von zehn Erdmassen aus, wurden aber 2019 nach unten korrigiert. Seine Gre wrde ihn zu einem hnlichen Planeten wie Uranus oder Neptun machen, nur kleiner und weiter entfernt von der Sonne.
Wo befindet sich Planet Neun?
Das macht die Suche extrem schwierig, da er bei dieser Entfernung nur sehr schwach leuchtet. Das Suchgebiet am Himmel ist riesig und die erwartete Bewegung betrgt nur etwa drei Bogenminuten pro Jahr.
Welche Beweise gibt es?
Diese Hufung lsst sich nach Ansicht der Forscher nur durch die Gravitationswirkung eines unbekannten groen Planeten erklren. Die Wahrscheinlichkeit fr zufllige bereinstimmungen liegt bei nur 1:500.
Wann wird er gefunden?
Das Teleskop wird systematisch den Himmel durchmustern und bewegliche Objekte identifizieren. Mike Brown, einer der fhrenden Planet-Neun-Forscher, ist „auerordentlich zuversichtlich“, dass der Planet in den nchsten zehn Jahren gefunden wird.
Wie entstand Planet Neun?
Eine weitere Hypothese besagt, dass er ein ursprnglicher Teil unseres Sonnensystems ist, der whrend der Entstehungsphase in die ueren Bereiche wanderte. Welche Theorie zutrifft, wird erst nach seiner Entdeckung geklrt werden knnen.
Knnte es ein Schwarzes Loch sein?
Diese Theorie ist jedoch hochspekulativ. Die meisten Forscher gehen weiterhin von einem normalen Planeten aus, da die gravitativen Effekte besser zu einem massereichen Himmelskrper passen als zu einem Schwarzen Loch.
Warum ist die Suche so schwer?
Zustzlich erschwert die Milchstrae die Suche: In Richtung des galaktischen Zentrums stehen so viele Sterne, dass schwache Objekte leicht bersehen werden. Moderne Teleskope und Computertechnik sind ntig, um ihn aufzuspren.
- Objekt 2017 OF201 am Rand des Sonnensystems mit 700 km Durchmesser entdeckt
- Extreme Umlaufbahn reicht bis zum 1600-fachen Erde-Sonne-Abstand
- Ein kompletter Orbit um die Sonne dauert ungefhr 25.000 Jahre
- Der Fund widerspricht der Theorie des hypothetischen neunten Planeten
- Entdeckung am 21. Mai 2025 ber das Minor Planet Center bekannt gegeben
- Nachweis erfolgte durch Algorithmus in Archivbildern ber sieben Jahre
- Entdeckung basiert vollstndig auf ffentlich zugnglichen Daten
Siehe auch: