Für das Pokalfinale ließ der VfB Stuttgart ein Sondertrikot anfertigen. Viele Fans griffen für 110 Euro zu. Doch das Jersey wird nun niemals zum Einsatz kommen. Am Spieltag sah sich der Klub zum Trikottausch gezwungen.
Das Sondertrikot, das der VfB Stuttgart eigens für den Saisonhöhepunkt anfertigen ließ, ist auch rund um den Berliner Breitscheidplatz zu sehen. Hier, in der Nähe der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, ist der Treffpunkt für die Stuttgarter Fans, die sich am Samstag bereits seit den Morgenstunden auf das DFB-Pokalfinale gegen Drittligist Arminia Bielefeld am Abend um 20 Uhr (ZDF und Sky) einstimmen.
Beide Vereine hätten deutlich mehr Karten an ihre Fans verkaufen können als die rund 24.000 Tickets, die sie vom DFB erhalten haben. Wie jedes Jahr werden zum Finale viele Anhänger der Klubs in Berlin erwartet, die kein Ticket ergattern konnten.
Bis zum Anpfiff im mit rund 74.000 Zuschauern ausverkauften Olympiastadion soll es dort auch Auftritte vom Vorstand, dem Präsidium und Klublegenden geben. Die Polizei geht von rund 5000 Teilnehmern aus. Auf den Berliner Straßen und im öffentlichen Personenverkehr waren auch schon früh viele Anhänger in den Farben ihrer Mannschaft unterwegs.
Doch das VfB-Sondertrikot, das der Klub als „Must have“ anpries und das sich entsprechend viele Fans zum Preis von 110 Euro als passendes Outfit für den besonderen Tag gekauft hatten, wird die Mannschaft am Abend gar nicht tragen, wie kurz vor dem Endspiel bekannt wurde. Der Klub kommunizierte am Spieltag, dass nicht Sponsor Winamax auf der Brust stehen werde, sondern LBBW, der Trikotsponsor der kommenden Saison.
Der aktuelle Sponsor werde „aus vertraglichen Gründen“ vom Trikot genommen, hieß es in der Mitteilung des VfB. Die Maßnahme sei „aus unternehmerischer Sicht erforderlich“. Was sich dahinter verbirgt, wird zumindest angedeutet. So hätten sich die Stuttgarter „eine andere, wertschätzende Form des Ausklangs des bestehenden Trikotsponsorings gewünscht“.
VfB Stuttgart im Rechtsstreit mit Winamax
Der französische Wettanbieter, der in der Nachricht namentlich nicht genannt wird, war mit seinen Zahlungen in Rückstand geraten. Nach Information des „Kicker“ sind noch 2,5 Millionen Euro offen, und selbst die Androhung, den Schriftzug beim öffentlichkeitswirksamen Pokalfinale von der Brust zu nehmen, habe die Situation nicht verändert. Die Stuttgarter warteten bis zum Samstag, sahen sich am Morgen dann aber veranlasst, um die angekündigte Konsequenz zu ziehen.
Und so erhält der neue Sponsor bereits im letzten Pflichtspiel der alten Serie die Möglichkeit der Werbung. LBBW, die Landesbank Baden-Württemberg, würde auch die Differenz bezahlen, sollte der Betrag von 2,5 Millionen Euro im Rechtsstreit zwischen dem VfB und Winamax aufgrund des Trikottauschs noch gemindert werden.
Und auch die Fans, die sich das Winamax-Pokaltrikot gekauft haben, sollen eine Kompensation erhalten: „Wir werden in der kommenden Woche alle Trikotkäufer kontaktieren und uns bei Ihnen erkenntlich zeigen“, so Rouven Kasper, VfB-Vorstand Marketing und Vertrieb: „Wir danken unseren Fans für das Verständnis und vor allem der LBBW für die kurzfristige Bereitschaft, für dieses historische Spiel schon einzuspringen.“
Wenn Lutz Wöckener nicht gerade irgendeinen Sport im Selbstversuch ausprobiert, schreibt er über Darts und Sportpolitik, manchmal aber auch Abseitiges wie Fußball.
lwö