US-Präsident mit Ukraine-Wende
Trump rückt offenbar vom Sanktionskurs gegen Putin ab
21.05.2025, 16:54 Uhr
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Eigentlich wollte US-Präsident Trump den Krieg in der Ukraine innerhalb von 24 Stunden beenden, nun sieht es so aus, als würde er sich komplett den diplomatischen Bemühungen entziehen. Ein Bericht nährt Zweifel, dass sich die USA den neuen Sanktionen der EU anschließen werden.
US-Präsident Donald Trump rückt offenbar davon ab, Kremlchef Wladimir Putin mit neuen Sanktionen zu einem Ende des Angriffskriegs gegen die Ukraine zu zwingen. Das hat der 78-Jährige den EU-Staats- und Regierungschefs und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj einem Medienbericht zufolge am Montag eröffnet, nachdem er zwei Stunden lang mit Putin telefoniert hatte. Demnach sollen die EU und die Ukraine selbstständig eine Lösung für den Krieg finden, schreibt die „New York Times“ (NYT) mit Verweis auf sechs anonyme Quellen, die die Gespräche beschrieben.
Mehreren EU-Verantwortlichen zufolge, so schreibt die US-Zeitung weiter, hätte Trump die Botschaft vermittelt, dass die Ukraine und Europa in nächster Zeit nicht damit rechnen sollten, dass sich die USA an irgendeiner Form von finanziellem Druck beteiligen würden. Ein Beamter aus dem Weißen Haus erklärte der NYT, dass Trump gegen neue Sanktionen sei, weil diese Geschäftsmöglichkeiten mit Russland beschneiden würden – und der Präsident wolle die wirtschaftlichen Möglichkeiten der USA maximieren.
Die „New York Times“ schreibt von einer Kehrtwende, die sich zwar angedeutet habe, aber Trump nun in Bezug auf seine Ukraine-Politik doch vollzogen habe. Noch Tage zuvor vermittelte er den Eindruck, er unterstütze die Forderung nach einer 30-tägigen Waffenruhe und wolle sich der neuen Sanktionskampagne der EU anschließen. Noch im Wahlkampf hatte er gesagt, er könne den Konflikt innerhalb von 24 Stunden lösen. Jetzt aber, so sehe es aus, ziehe er sich vollständig aus den diplomatischen Bemühungen zurück.
Pistorius äußerte sich enttäuscht
Die US-Verantwortlichen und auch Außenminister Marco Rubio weisen derweil darauf hin, dass die Sanktionen der USA seit Kriegsbeginn 2022 noch immer in Kraft seien und die Ukraine weiterhin Waffen, Ausrüstung und Geheimdienstinformationen erhalte.
Trump selbst bezeichnete sein Telefonat mit Kremlchef Putin am Montag als „ausgezeichnet“ in Ton und Atmosphäre. Ihm zufolge würden die Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland „sofort“ beginnen, der Vatikan habe sich angeboten, Gastgeber der Gespräche zu sein. Eine erhoffte 30-tägige Waffenruhe konnten die beiden jedoch nicht vereinbaren.
Über die Ergebnisse des Gesprächs informierte Trump im Anschluss die EU-Staats- und Regierungschefs, darunter auch Bundeskanzler Friedrich Merz. Der CDU-Chef bekundete im Anschluss auf X, dass Europa den Druck auf Moskau mit Sanktionen erhöhen werde. Verteidigungsminister Boris Pistorius zeigte sich offen enttäuscht von Trump. „Meine Erwartung war schon nicht besonders hoch, und die Erwartungen sind im Grunde noch unterboten worden“, sagte der SPD-Politiker im Deutschlandfunk auf das Trump-Telefonat mit Putin angesprochen.