Ein Frankfurter Forschungsteam hat Jagddaten aus zwei Jahrzehnten und 398 deutschen Landkreisen ausgewertet und dabei untersucht, wie sich Waschbären in Deutschland verbreiten. Die Studie entstand im Rahmen des
Besonders viele Waschbären gibt es in Nordhessen und Nordostbrandenburg. In Deutschland leben mittlerweile mehr Waschbären als in jedem anderen Land außerhalb ihres ursprünglichen Verbreitungsgebietes Nordamerika. „Mittlerweile gibt es Schätzungen zu folge zwischen 1,6 und 2 Millionen der maskierten Säugetiere in der Bundesrepublik“, sagt Professor Sven Klimpel vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum und der Goethe-Universität Frankfurt.
Invasive Arten wie Nilgänse, Marderhunde, Nutrias oder Waschbären spielen eine ernst zu nehmende Rolle beim Rückgang der Artenvielfalt. Ziel der Studie sei es, durch ein „Verständnis der Populationsdynamik im Invasionsprozess einen erfolgreichen und nachhaltigen Umgang mit invasiven Arten, wie dem Waschbären, zu erreichen“. Doch nicht nur die Biodiversität nimmt Schaden.
„Die Verbesserung unseres Verständnisses der räumlichen und zeitlichen Dynamik der Ausbreitung dieser Arten und ihrer Triebkräfte ist daher notwendig“, sagt Klimpel. Um effektive Gegenmaßnahmen zu entwickeln sei die Bewertung des früheren, aktuellen und zukünftigen Stadiums des Invasionsprozesses von zentraler Bedeutung, da die empfohlenen Maßnahmen und ihre Erfolgschancen maßgeblich von der jeweiligen Situation abhingen.
Die Analyse zeigt, dass die anfänglichen „Hotspots“ der Ausbreitung in Nordhessen und in Nordost-Brandenburg lagen. Die Daten decken sich mit bekannten historischen Ereignissen: 1934 wurden zwei Waschbär-Zuchtpaare in der Nähe des Edersees in Nordhessen für Jagdzwecke freigelassen. Vermutlich kamen im Laufe der Zeit weitere absichtliche oder unbeabsichtigte Freisetzungen hinzu, die es ermöglichten, dass sich dort frühzeitig eine stabile Population etablieren konnte. Eine zweite Gründerpopulation in Brandenburg geht auf 25 Tiere zurück, die 1945 aus einer Pelztierfarm in Wolfshagen entkamen.