Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) will einen Pflicht-Wehrdienst wie in der Vergangenheit für die Zukunft nicht ausschließen. „Wir setzen bei unserem Modell zunächst auf Freiwilligkeit“, sagte Pistorius der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. „Und wenn der Zeitpunkt kommen sollte, an dem wir mehr Kapazitäten zur Verfügung haben als freiwillige Meldungen, dann wird gegebenenfalls entschieden werden, dass wir verpflichtend einziehen.“
Ähnlich äußerte sich der Generalinspekteur der Bundeswehr, Carsten Breuer. Durch die für Männer verpflichtenden und Frauen freiwilligen Fragebögen würden sich junge Menschen mehr mit der Truppe beschäftigen, sagte er im Deutschlandfunk. Das alte verpflichtende Wehrdienstmodell bezeichnete er als „eine Art Rückversicherung“. Dies könne schnell aktiviert werden, wenn die freiwillige Lösung nicht ausreiche und die Bedrohungslage weiter steige.
Zuletzt hatte etwa die frühere Wehrbeauftragte des Bundestages, Eva Högl (SPD), gesagt, dass der von der Koalition geplante Wehrdienst nicht ohne „eine Form von Pflicht“ auskommen werde. „Wenn der Aufwuchs mit Freiwilligkeit gelingt, das wäre gut.“ Wenn es nicht reiche, brauche es eine Pflicht, sagte Högl dem RedaktionsNetzwerk Deutschland.
Bundeswehr benötigt mehr als 200.000 Soldaten
Gegenwärtig könne nicht mit mehr als 5.000 Soldatinnen und Soldaten begonnen werden. Die Zahl müsse aber weiter aufgestockt werden. Die „offizielle Zielmarke“ seien 203.000 aktive Soldatinnen und Soldaten bis 2031, plus Reserve.
Pistorius hatte zuletzt berichtet, dass die Bewerberzahlen seit einem Jahr und besonders seit 2025 steigen. Im ersten Quartal habe es im Vergleich zum Vorjahreszeitraum rund 20 Prozent mehr Einstellungen allein im militärischen Bereich gegeben, sagte der Verteidigungsminister Mitte Mai. Derzeit hat die Bundeswehr rund 181.000 aktive Soldatinnen und Soldaten.
Union und SPD hatten sich in ihrem Koalitionsvertrag auf die Einführung eines neuen Wehrdienstes nach schwedischem Vorbild geeinigt. Die Union hatte ursprünglich eine Rückkehr zur Wehrpflicht verlangt. Noch vor der Regierungsbildung schafften Union und SPD noch mit den alten Mehrheiten im Bundestag zudem die Möglichkeit, Verteidigungsausgaben von mehr als einem Prozent der Wirtschaftsleistung künftig von der Schuldenbremse auszusetzen.