Der letzte Besuch in diesem Hotel war ernüchternd für unseren Hotel-Tester. Das hat sich 2025 deutlich gebessert. Das Haus der New Yorker Traditionskette in Berlin entspricht jetzt voll dem Luxusstandard
Mein letzter Besuch im „Waldorf Astoria Berlin“ war ernüchternd, um es diplomatisch auszudrücken. Bei einem so berühmten Namen, der weltweit für vollendeten Luxus, Pioniergeist und natürlich erstklassigen Service steht, muss die Messlatte hoch sein. Und damals wurde sie gerissen.
1893 in New York gegründet, galt das ursprüngliche „Waldorf Astoria“ als Sinnbild moderner Gastlichkeit de luxe. So war es das erste Hotel überhaupt, das durchgängig fließendes Warmwasser und elektrische Beleuchtung in allen Zimmern bot. Selbst das „In-Room Dining“, heute ein selbstverständlicher Komfort, wurde in Manhattan erfunden. Bald stieg das Haus zur weltweit größten Herberge und zum Treffpunkt gekrönter Häupter, Politiker und der Elite Hollywoods auf.
Heute gehören zum Portfolio der „Waldorf Astoria Hotels & Resorts“ (Teil der Hilton-Gruppe) stolze 34 Häuser in den beliebtesten Destinationen rund um den Globus. Das Berliner „Waldorf Astoria“ thront im Herzen der City West, gleich am Zoologischen Garten. Sein Interieur ist inspiriert vom ikonischen Stammhaus an der Park Avenue und verströmt eine in Art déco gehüllte Eleganz – mit einem modernen Twist. Die 232 Zimmer, davon 80 Suiten, bieten spektakuläre Ausblicke über die deutsche Hauptstadt. Und mit Preisen ab 400 Euro für eine Übernachtung ist man ebenfalls in der obersten Liga angekommen. Jedenfalls in Berlin.
Die deutsche Dependance der Luxuskette verdankt ihre Existenz übrigens einer langen, ungewöhnlichen Geschichte. Die Idee zu einem Berliner „Waldorf Astoria“ reicht bis ins Jahr 1979 zurück. Ursprünglich sollten zwei Hochhäuser am Zoo beim Landeanflug auf den nun ehemaligen Flughafen Tegel ein „Tor zum Westen“ bilden. Als Symbol für Prosperität und Aufbruchsstimmung. Doch nach der Wende floss das Kapital stattdessen in die Errichtung der neuen Mitte und das Projekt geriet ins Stocken. Erst 2013 wurde das Hotel eröffnet, nach über 35 Jahren Planung und Bau. Nun als spätes, gleichwohl bedeutendes Signal für die wiedererwachende City West.
Doch über die letzten Jahre hatte der deutsche Ableger einiges von seinem Glanz eingebüßt. Verblasst war die Grandezza, der Service schien eingerostet. Als ich nun von einer neuen Führung hörte, wuchs meine Neugier, schließlich kann so ein Wechsel an der Spitze einiges verändern. Erwartete mich in Berlin gar eine Renaissance?
Mit 118 Metern ist der Zoofenster-Turm, in dem das „Waldorf Astoria“ untergebracht ist, eines der höchsten Berliner Gebäude
© Waldorf Astoria Berlin / BrauerPhotos / DerDehmel
Gleiches Hotel, ganz neuer Ton
Und in der Tat scheint das Haus eine Art „wake-up call“ erhalten zu haben. Vor allem der Service hat sich ungemein positiv gewandelt. Ich erinnere mich gut an meinen letzten Aufenthalt vor zwei Jahren. Damals ignorierte mich ein Rezeptionist gleich mehrfach und der Gepäckträger stellte meine Koffer wortlos ab, als habe er es extrem eilig. Kleinigkeiten, die sich summieren und bereits in den ersten Minuten einen zweifelhaften Eindruck hinterlassen. Das Haus wirkte müde, alles lief wie auf Autopilot geschaltet.
Diesmal erwartet mich ein völlig anderes Bild. Bereits vor dem Eingangsportal werde ich mit meinem Namen begrüßt, obgleich ich dem livrierten Herrn noch nie begegnet bin. Wenige Minuten später ist mein Gepäck schon auf dem Zimmer. Vor mir. Auch die Guest-Relations-Managerin begrüßt mich herzlich und begleitet mich zum Zimmer. Seit fünf Jahren arbeite sie hier, erzählt sie, und mache berufsbegleitend ihren Master. Sie sprüht vor Loyalität gegenüber diesem Haus. Ob sie irgendwann nach Kanada oder Australien gehe, sei offen, doch es müsse definitiv wieder ein Waldorf-Hotel sein!
Nur wenige Hotels in Berlin bieten einen direkten Blick auf die Gedächtniskirche – aus der Badewanne
© Waldorf Astoria Berlin
Fulminantes Comeback des „Waldorf-Gefühls“
Schöne Zimmer gibt es natürlich viele in diesem geschmackvoll eingerichteten Hotel, und doch sticht eines heraus: die Präsidentensuite. Auf 280 Quadratmetern bietet sie alles, was man sich unter diskretem Luxus vorstellen mag – vom privaten Eingangsbereich, über Whirlpool, Kamin und Bechstein-Flügel bis zum unvergesslichen 360-Grad-Blick über die Stadt.
Ich habe Glück und erhalte ein Upgrade. Nicht auf die Zimmerflucht, in der Staatsoberhäupter auf Berlin-Visite nächtigen, aber immerhin darf ich die „Tower Suite“ beziehen. Diese ist ebenfalls ein Erlebnis für sich mit ihrer 3,50 Meter hohen Decke, den bodentiefen Fenstern, dem Marmorbad und einem frischen Straß Blumen nebst handgeschriebener Karte zur Begrüßung. Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, auf die ich blicke, wirkt wie inszeniert. Links das „25hours Hotel Bikini Berlin“, rechts ein „Motel One“. Da bin ich heute doch ganz froh, im „Waldorf Astoria“ zu Gast zu sein.
Gerade erst ist der israelische Präsident abgereist, doch von der Unruhe, die solche Besuche gewöhnlich mit sich bringen, fehlt jede Spur. Stattdessen: souveräne Ruhe. Im Flur begegnet mir der Concierge, und auch er begrüßt mich wie selbstverständlich mit Namen, als wäre ich hier Stammgast. Christian Schwenke, seit Januar 2025 als General Manager für das Haus verantwortlich, hat offenbar eine neue Richtung eingeschlagen. Er weiß und kann offenbar bestens vermitteln, dass Luxus eine Frage der Haltung ist. Und die hat sich hier seit seinem Start sichtlich gewandelt. Dieses gewisse „Waldorf-Gefühl“, das ich zuvor vermisste, ist nun wieder deutlich zu spüren.
Inmitten eines mondänen Dekors serviert die „Lang Bar“ den Gäste eine große Auswahl internationaler Spirituosen
© Toni Kretschmer
Schon morgens steht der Gast im Zentrum
Bei meinem letzten Besuch verließ ich das Frühstücksrestaurant „Times Square“ im zweiten Stock ein wenig enttäuscht. Der Service war recht passiv, die Wartezeiten lang. Wer möchte seinen Tag schon so zäh beginnen? Umso größer ist diesmal die Überraschung: Neben einer umfangreichen Frühstücksauswahl für 49 Euro pro Person ist vor allem die Aufmerksamkeit, die Gästen zuteilwird, wirklich herausragend.
Kaum an meinen Tisch gebracht, erscheint Andreas, der sich als Frühstücks-Host vorstellt. Schon in einem kurzen Gespräch spürt er intuitiv, ob man es eilig hat oder lieber langsam in den Morgen startet. Zudem hat er für jeden ein persönliches Wort übrig. Amerikanische Gäste etwa fragt er freundlich, ob sie bereits mit der Tradition deutscher Bäckereien vertraut sind und gibt ihnen sofort ein paar Empfehlungen für die nähere Umgebung mit. Solche herzliche Offenheit und Initiative macht Laune.
Im Erdgeschoss punktet das Restaurant „ROCA“ mit moderner Brasserie-Atmosphäre und einem Blick auf den Breitscheidplatz. Bei gutem Wetter wird die Terrasse zum beliebten Treffpunkt, während der Berliner Alltag vorbeizieht. Wer tagsüber eine stilvolle Auszeit sucht, findet hier ein wechselndes „Chefs-Choice“-Mittagsmenü. Am Wochenende lädt das „ROCA“ unter dem Motto „Champagne & Eggs“ zum Brunch. Natürlich mit dem pochierten Klassiker „Eggs Benedict“ in den diversen Varianten.
Den perfekten Ausklang findet mein Tag in der historischen „Lang Bar“, deren großzügiges Design vom Stil der 1920er-Jahre inspiriert ist. Die markanten Lampen erinnern an Vintage-Filmrollen und sind eine Hommage an „Metropolis“-Regisseur Fritz Lang. Wer fruchtige Kreationen schätzt, sollte den Signature-Cocktail „Astoria Spritz“ probieren, ein sommerlicher Gruß mit viel Pfirsich. Auch andere Evergreen-Drinks lassen sich hier bei Piano-Livemusik genießen.
In der modernen Spa-Landschaft mit dem Wolken-Pool kommen Pflegeprodukte der Marke zum Einsatz
© Tim Karapetian
Immer noch perfekt: Spa und Wellness-Bereich
Trotz einiger Veränderungen ist manches zum Glück auch so geblieben wie es war. Und zwar perfekt. Dazu gehört definitiv der Spa-Bereich , ein absolutes Highlight dieses Hauses. In der fünften Etage erwarten die Gäste auf insgesamt 1000 Quadratmetern vier Anwendungsräume, ein Pool in Wolkenform, dazu Sauna, Dampfbad, Fünf-Sinne-Hydrotherapie, eine Sonnenterrasse und ein Fitnessstudio mit modernen Technogym-Geräten, das rund um die Uhr geöffnet ist.
Neu in der Position der Spa-Leitung ist Nancy Wilke, die allerdings bereits von Beginn an zum Team des „Waldorf Astoria“ in Berlin gehörte. Mit zwölf Jahren Erfahrung im Haus und 17 Jahren innerhalb der Hilton-Gruppe bringt sie umfassendes Know-how mit, das sie ihrem elfköpfigen Team weitergibt.
Ich kann aus einem umfangreichen Menü wählen: Spa-Rituale, individuelle Verwöhnpakete und Signature-Treatments, die gezielt auf Entspannung und Regeneration ausgelegt sind. Besonders im Fokus steht das international bekannte „Vitality Treatment“, dessen tiefenentspannenden Wirkung selbst nervöseste Großstädter zur Ruhe bringen dürfte. Und das ist ja bekanntlich keine leichte Übung.
Als einziges „Waldorf Astoria“-Spa in Zentraleuropa gilt das Berliner Haus zudem als neue Referenz in der internationalen Wellness-Szene und wurde 2024 zum vierten Mal in Folge als „Germany’s Best Hotel Spa“ bei den „World Spa Awards“ ausgezeichnet. Eine Auszeichnung, die Anspruch und Wirklichkeit belohnt, wie ich finde.
Es gibt sie also noch, legendäre Kehrtwenden, wie sie nur wenigen Hotels und überhaupt Marken gelingen. Bei meinem zweiten Besuch im „Waldorf Astoria Berlin“ erlebe ich ein Haus, das trotz 232 Zimmern so liebevoll und detailversessen wie ein Boutiquehotel geführt wird. Mit einem Service- und Komfortniveau sowie modernster Ausstattung, die kaum Wünsche offen lassen.
Und die Hilton-Gruppe hat noch viel vor mit ihrem „Waldorf Astoria“-Portfolio. So wird das ikonische Stammhaus an der Park Avenue derzeit aufwendig renoviert, mit Zimmern, die künftig angeblich mindestens 50 Quadratmeter besitzen. Geradezu palastartig für New Yorker Verhältnisse, wo auch Luxushotels oft mit Platz geizen. Auch international stehen die Zeichen auf Wachstum, über 30 neue Hotels sind aktuell in der Planung. Erst kürzlich eröffneten neue Häuser in Osaka (pünktlich zur Weltausstellung) und in Costa Rica. Hanoi und San Miguel de Allende sollen folgen, ebenso viele weitere Destinationen. Ich freue mich auf die Zukunft der Marke „Waldorf Astoria“, die aus ihrem viel zu langen Schlummer erwacht ist. Ein großer Name mit großer Seele.