Jedes Lebewesen trgt ein unsichtbares Leuchten in sich – und mit dem Tod erlischt es. Dass Zellen dieses schwache Licht abstrahlen, ist seit Langem bekannt. Nun wurde das „Lebensleuchten“ mit bisher unerreichter Genauigkeit vermessen.
Forscher messen das Licht, das mit dem Tod erlischt
In lebenden Organismen entstehen permanent ultraschwache Lichtemissionen – fr das menschliche Auge unsichtbar, aber messbar mit hochsensiblen Kameras. Dieses Licht ist keine metaphorische Erscheinung, sondern ein reales physikalisches Phnomen. Ein Forschungsteam der Universitt Calgary, einer kanadischen Hochschule mit Schwerpunkt in biomedizinischer Grundlagenforschung, hat diese Strahlung systematisch untersucht und dabei neue Einblicke in den Zusammenhang von Zellaktivitt, Stress und Vitalitt gewonnen.
Der Effekt heit Ultraweak Photon Emission (UPE) – eine spontane, extrem lichtschwache Strahlung, die aus biochemischen Prozessen in Zellen entsteht. Anders als Biolumineszenz bentigt UPE keine externe Anregung und ist unsichtbar fr das menschliche Auge. Dennoch begleitet sie den Stoffwechsel jeder lebenden Zelle. Entscheidend ist: UPE verschwindet kurz nach dem Tod – selbst wenn die Krpertemperatur noch unverndert bleibt.
Die Studie, verffentlicht im Journal of Physical Chemistry Letters, vergleicht UPE in lebenden und krzlich verstorbenen Musen. Trotz identischer Temperatur von 37 C zeigte sich bei toten Tieren kaum noch Strahlung – whrend lebende Tiere deutlich messbare Emissionen aufwiesen. Verwendet wurden extrem lichtempfindliche EMCCD- und CCD-Kameras in abgedunkelten Messkammern.
Verantwortlich fr die Lichtemission sind sogenannte reaktive Sauerstoffspezies (ROS), Nebenprodukte des Zellstoffwechsels. Bei Stress – etwa durch Verletzung, Hitze oder chemische Einflsse – steigen diese ROS-Werte stark an. Dadurch entstehen vermehrt angeregte Elektronen, die bei ihrer Rckkehr in den Grundzustand Photonen freisetzen. In Pflanzen lie sich dies besonders deutlich beobachten: Verletzte oder chemisch behandelte Stellen leuchteten heller als gesunde Gewebe.
Illustration aus The Journal of Physical Chemistry Letters (2025)
Details: Ultraweak Photon Emission (UPE)
- Spektralbereich: 200-1.000 nm
- Entstehung: durch oxidative Stoffwechselprozesse (ROS)
- Sichtbar nur mit Spezialkameras (EMCCD/CCD)
- Beobachtbar bei Tieren, Pflanzen, Mikroorganismen
- Einsatzpotenzial: Stressanalyse, Vitalittsmarker, Diagnostik
Der entscheidende Unterschied zur Biolumineszenz: Whrend diese hell leuchtet und gezielt von Organismen wie Glhwrmchen eingesetzt wird, ist UPE ein Nebenprodukt innerzellulrer Prozesse – und daher potenziell ein prziser Indikator fr Vitalitt und Stress. Die Autoren schlagen deshalb vor, UPE knftig als nicht invasive Diagnosetechnik in der Biomedizin und Pflanzenforschung einzusetzen. Die Studie des Teams um Vahid Salari wurde in The Journal of Physical Chemistry Letters verffentlicht.
Mythen und Missverstndnisse
Die ultraschwache Zellstrahlung wird manchmal mit pseudowissenschaftlichen Konzepten wie „Lebensenergie“ oder „Aura“ in Verbindung gebracht, was wissenschaftlich nicht haltbar ist. Diese Strahlung ist ein physikalisch messbares Phnomen und sollte nicht mit esoterischen Vorstellungen verwechselt werden.
Ein weiteres Missverstndnis betrifft die Intensitt: Die Strahlung ist extrem schwach und hat nach aktuellem Kenntnisstand keine direkten therapeutischen Effekte. Produkte oder Verfahren, die vorgeben, diese Strahlung fr Heilzwecke zu nutzen oder zu verstrken, entbehren einer wissenschaftlichen Grundlage und sollten kritisch betrachtet werden.
Was ist ultraschwache Zellstrahlung?
Die Intensitt dieser Strahlung ist uerst gering und liegt typischerweise im Bereich von einigen wenigen bis zu einigen hundert Photonen pro Sekunde pro Quadratzentimeter. Wissenschaftler vermuten, dass diese Strahlung mit biochemischen Prozessen in den Zellen zusammenhngt und mglicherweise eine Rolle in der Zellkommunikation spielen knnte.
Wie wird diese Strahlung gemessen?
Moderne Messverfahren ermglichen nicht nur die Quantifizierung der Strahlungsintensitt, sondern auch spektrale Analysen und zeitliche Verlaufsstudien. Diese technischen Fortschritte haben es Forschern ermglicht, Zusammenhnge zwischen der Photonenemission und verschiedenen physiologischen Zustnden der Zellen zu untersuchen.
Woher stammt diese Strahlung?
Besonders aktiv sind dabei Reaktionen mit reaktiven Sauerstoffspezies (ROS), die bei Stoffwechselprozessen entstehen. Auch Lipidperoxidationen in Zellmembranen und Reaktionen mit freien Radikalen werden als Quellen dieser ultraschwachen Strahlung angesehen.
Hat diese Strahlung Auswirkungen?
Andere Wissenschaftler betrachten die Strahlung eher als Nebenprodukt biochemischer Prozesse ohne spezifische Funktion. Es fehlen bislang eindeutige experimentelle Nachweise fr einen direkten biologischen Effekt dieser ultraschwachen Photonenemission auf Zellfunktionen oder -kommunikation.
Unterschiede zu Biophotonen?
Bei der ultraschwachen Zellstrahlung konzentriert sich die Forschung auf die messbare Emission und deren biochemische Ursachen, whrend einige Biophotonen-Theorien zustzliche Annahmen ber kohrente Felder, Informationsspeicherung und -bertragung beinhalten, die wissenschaftlich umstritten sind und teilweise der etablierten Zellbiologie widersprechen.
Aktueller Forschungsstand?
Trotz technischer Fortschritte bleibt die Interpretation der Daten herausfordernd. Einige Studien deuten auf mgliche diagnostische Anwendungen hin, da sich die Photonenemission bei gesunden und kranken Zellen unterscheiden kann. Die Forschung bewegt sich zunehmend in Richtung medizinischer Anwendungen und grundlegender Fragen der Zellbiologie.
Gibt es praktische Anwendungen?
Im Bereich der Lebensmittelqualitt und -frische werden ebenfalls Anwendungen untersucht. Die Intensitt der Photonenemission knnte als Marker fr Oxidationsprozesse und damit fr den Frischegrad von Lebensmitteln dienen. Allerdings befinden sich diese Anwendungen noch im experimentellen Stadium.
- Ultraschwache Lichtemissionen in lebenden Organismen wurden erstmals systematisch untersucht
- Diese als UPE bekannte Strahlung verschwindet kurz nach dem Tod des Organismus
- Reaktive Sauerstoffspezies aus dem Zellstoffwechsel verursachen die Lichtemission
- Bei Stress steigt die messbare Strahlung durch vermehrte Freisetzung von Photonen
- Spezielle EMCCD- und CCD-Kameras knnen die unsichtbare Strahlung erfassen
- UPE unterscheidet sich von Biolumineszenz durch seine Entstehung als Stoffwechselnebenprodukt
- Forscher sehen Potenzial fr UPE als nicht invasive Diagnosetechnik in der Biomedizin
Siehe auch: