Giulia Gwinn ist Kapitänin der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Mit 25 Jahren hat sie jetzt ein Buch geschrieben. „Wege entstehen dadurch, dass du sie gehst“ ist eine ihrer Lebenslehren. In ihrer Karriere wird sie allerdings auch mit der dunklen Seite des Ruhms konfrontiert.
Wie wird man Bayern-Star und bekannteste Fußballerin Deutschlands? Wie kämpft man sich nach zwei Kreuzbandrissen zurück?
Giulia Gwinn erklärt es. In ihrem Buch: „Write your own story – Mein Weg vom Bolzplatz in die Weltspitze“ (Mosaik-Verlag, 20 Euro) erscheint am 21. Mai. Die Kapitänin unserer Nationalelf (über 630.000 Follower bei Instagram) gibt in dem Buch ganz besondere Einblicke in ihr Leben. Der „Zopf der Nation“ will damit vor allem Mädchen und Frauen motivieren, an ihren eigenen Weg zu glauben und ihn auch zu gehen.
Die Premiere von Giulia Gwinns Buch hat sich auch Bayern Münchens Ehrenpräsident Uli Hoeneß nicht entgehen lassen. Die 25-Jährige stellte es im Münchner Literaturhaus vor. Im Publikum waren unter anderen Gwinns Eltern Gabi und Florian, Bayern-Präsident Herbert Hainer und eben Hoeneß. „Sie ist ein wunderbares Beispiel für das ,Mia san Mia‘ des Vereins“, schwärmte der Münchner Patron von Gwinn, die seit Sommer 2019 für den FC Bayern spielt.
Der DFB-Star hat das Buch mit dem WELT-Sportjournalisten Julien Wolff geschrieben. Darin verrät Gwinn Anekdoten, die noch keiner kennt. WELT zeigt in diesem zweiten und letzten Serienteil Auszüge vorab.
Ihre Tattoo-Geheimnisse
„Ich betrete das Spielfeld immer mit dem rechten Fuß. Damit gedenke ich meinen Großeltern. Ihnen zu Ehren habe ich mir den Satz Close at heart auf meinen rechten Unterarm tätowieren lassen. Weil sie immer in meinem Herzen sind.“ Gwinn hat sich das Tattoo während einer gemeinsamen Tattoo-Session mit ihrem Bruder Leon stechen lassen. „Sobald mein Fuß den Rasen berührt, küsse ich mein Tattoo. Dann richte ich meinen Blick in Richtung Himmel, denn ich weiß, dass Oma und Opa von oben zuschauen.“ 2023 lässt sich Gwinn auf den linken Unterarm zudem Write your own story tätowieren. Seit Jahren ihr Motto, „das mich nach wie vor antreibt.“
Wie Thomas Gottschalk ihr einen Spitznamen verpasste
2022 ist Gwinn mit Alexandra Popp zu Gast bei Wetten, dass…? Kult-Moderator Thomas Gottschalk begrüßt sie als Giuliana Gwinn. „Giuliana … Sein Ernst? Ich nehme es locker. Gottschalk hat das Fernsehen über Jahrzehnte geprägt, ist einer der bekanntesten Deutschen, ich habe Respekt vor ihm. Gleichzeitig finde ich es schon erstaunlich, dass er die Namen seiner Gäste nicht kennt. (…) Von diesem Abend an gilt: Wer mich foppen will, nennt mich Giuliana. Insbesondere im Kreise meiner Mannschaft gibt es immer wieder den ein oder anderen Spruch.“
Wie Gwinn ihren Beziehungsstatus klärte
Gwinn ist seit Jahren mit Constantin Frommann zusammen, Ex-Drittliga-Torwart vom SV Meppen. Beide lernen sich während Gwinns Zeit beim SC Freiburg kennen, für den der 26 Jahre alte Frommann damals auch spielt. „Ich bin 21 Jahre und gerade bei der Nationalmannschaft, als wir telefonieren. Ich spüre, dass es ein Gespräch ist, das maßgeblich für unsere Zukunft ist. Dass wir unsere Beziehung nicht davon abhängig machen sollten, zu welchem Klub er wechseln wird. Und so fragen wir uns, ob wir jetzt eigentlich zusammen sind. Seine augenzwinkernde Antwort: „Komm, ziehen wir’s durch.“ Typisch Conni. Die Formulierung ist so lustig, dass sie zum Insider zwischen uns beiden wird.“
Gwinns Glückszopf
„Zu Beginn meiner Profilaufbahn spiele ich immer mit Dutt. Doch nach einem Friseurbesuch vor der WM 2019 passen meine Haare nicht mehr in diesen Dutt. Ich entschließe mich also zu einem Zopf. Und der kommt total gut an. (…) Ich habe das Gefühl, der Zopf bringt mir Glück. Ein bisschen abergläubisch bin ich schon. Also bleibe ich bei dieser Spielfrisur. Und schaffe sie inzwischen in fünf Minuten.“
Wie Gwinn mit Sexismus umgeht
„Auch ich erlebe Sexismus. Ich bekomme immer wieder Nacktbilder von Männern zugesendet. Sogenannte Dickpics, auf denen ihr Geschlechtsteil zu sehen ist. Alle paar Tage trudelt so etwas in meiner Mailbox bei Instagram ein. Immer kommen diese Bilder von anonymen Accounts. Ich lösche die Bilder und Nachrichten und melde die Accounts. (…) Es ist einfach eine geschmacklose Belästigung. Ich habe mir nach und nach eine Art Radar für solche Nachrichten angeeignet und öffne die Messages gar nicht erst, hinter denen ich so was vermute. Auf solche Nachrichten sollte man bloß nicht reagieren, immer den Absender blockieren und melden.“
Warum Gwinn Playboy und OnlyFans absagt
Gwinn hatte Anfragen des Playboy. „Schöne und ästhetische Fotos, ohne Frage. Aber nichts für mich. Mal ein Bikinifoto auf meinem Account zu posten, ist okay. Alles andere überschreitet meine persönliche Grenze.“ Das Nacktportal OnyFans will sie ebenfalls: „Viele Influencerinnen und Frauen aus anderen Bereichen verdienen dort viel Geld. Teilweise sehr, sehr viel Geld, das kriege ich mit. Meist mit sehr freizügigen Bildern. Das Portal ist für Menschen ab 18 Jahre. Es will offenbar vielfältiger werden. Dennoch: Ich denke keine Sekunde über die Anfrage von OnlyFans nach. Niemals werde ich so etwas machen.“
Ihr Zukunftstraum
„Für mich steht fest, dass ich eines Tages eine eigene Familie gründen möchte. Dass ich Kinder haben möchte. Und ein Heim für meine Familie bauen lassen möchte. Am liebsten in meiner Heimatregion am Bodensee. (…) Haus, Kinder, Hund – nennt es von mir aus gern den „klassischen Traum“. Ich finde die Vorstellung wunderbar.“
DW