Morgen|stern
Donald Trump auf Friedensminission – die Lage am Morgen
Kann Donald Trump Wladimir Putin umstimmen? Und gibt es für die jesidischen Opfer des Völkermordes durch den IS Gerechtigkeit? Was heute sonst noch wichtig wird.
Liebe Leserinnen und Leser,
nach seiner Geschäftsreise ins Morgenland begibt sich Donald Trump auf Friedensmission. Die Gespräche zwischen der Ukraine und Russland scheiterten vergangene Woche. Jetzt will Trump Wladimir Putin bei einem Telefonat unter Druck setzen. Ob das wirklich etwas bringt? Der Kremlchef hat schon mehr als genug deutlich gemacht, dass für ihn die einzige Lösung im Ukraine-Konflikt der Krieg ist. Aber Trump wäre nicht Trump, wenn er es nicht wenigstens versuchen würde.
Was kann Trump noch ausrichten?
Donald Trump konnte den Ukraine-Krieg nicht, wie beim Amtsantritt angekündigt, binnen 24 Stunden beenden. Dennoch scheint er ziemlich sicher, dass er die Konfliktparteien noch zu einem Frieden zwingen können wird. „Nichts wird passieren, bis ich mich mit Putin treffe“, hatte Trump letzte Woche verlauten lassen. Warum dann jetzt nur ein Telefonat, Mr. President?
Es ist das dritte Mal seit Trumps Amtsantritt, dass er und Wladimir Putin telefonieren. Vorsorglich hat Washington schon einmal Sanktionen angekündigt, sollte Moskau weitere Friedensgespräche verweigern.
Das hatten die europäischen Verbündeten der Ukraine – Frankreich, Großbritannien und Deutschland – vergangene Woche allerdings auch schon getan. Gebracht hat es nichts. Ob es vielleicht daran liegt, dass die Europäer nichts Handfestes vorweisen konnten, sondern mit Sanktionen drohten, bevor sie sich überhaupt auf Maßnahmen geeinigt hatten?
Weitergekommen sind sie damit jedenfalls bis heute nicht. Man erwäge weiterhin Sanktionen, „falls Russland sich nicht ernsthaft auf eine Waffenruhe und Friedensgespräche einlässt“, heißt es aus London. Großbritannien hatte sich am Sonntag mit Deutschland, Frankreich, Italien und die USA beraten. Es ging darum, ob und warum ein bedingungsloser Waffenstillstand nötig ist und dass Putin die geforderten Friedensgespräche ernst nehmen solle.
Sie lesen’s: Im Westen wie im Osten nichts Neues.
Prozess wegen Völkermord an den Jesiden
Heute beginnt am Oberlandesgericht in München ein Prozess wegen Völkermord. Angeklagt ist ein Ehepaar aus dem Irak, das zwei jesidische Mädchen versklavt und vergewaltigt haben soll. Es ist nicht das erste Mal, dass sich ein deutsches Gericht mit den Gräueltaten an den Jesiden beschäftigt. 2021 wurde Jennifer W. in München zu einer zehnjährigen Haftstrafe verurteilt. Die Frau hatte als IS-Anhängerin im Irak tatenlos dabei zugesehen, wie ein jesidisches Mädchen, angekettet in einem Hof, verdurstete.
Etwa eine Million Menschen gehören der Gruppe der Jesiden an. Wegen ihrer Sprache und Kultur werden sie überwiegend den Kurden zugeordnet, zu denen sich viele von ihnen auch selbst zählen. Hauptsächlich siedeln sie in der Grenzregion zwischen dem Irak, Syrien und der Türkei. Anfang August 2014 richteten die Kämpfer des Islamischen Staates (IS) in den jesidischen Dörfern im Nordirak ein Massaker an. Männer wurden getötet, Frauen und Mädchen vergewaltigt und versklavt, Jungen als IS-Kämpfer rekrutiert. Bis 2017 tötete der IS 5000 Jesiden und verschleppte 7000 von ihnen.
Die Vereinten Nationen sprechen von einem Völkermord. Nadia Murad war 21 Jahre alt, als ihr Dorf überfallen wurde. Darüber hat sie ein Buch geschrieben und 2018 den Friedensnobelpreis bekommen. Auch dem stern hat sie ihre Erfahrungen geschildert:
Was heute noch passiert
- Der britische Premierminister Keir Starmer empfängt EU-Ratspräsident António Costa und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Klingt erstmal nicht spektakulär. Tatsächlich handelt es sich aber um den ersten EU-Großbritannien-Gipfel seit dem Brexit. Inhaltlich wird es um Handelsbeziehungen und den Frieden in Europa gehen.
- Am Abend starten die 78. Filmfestspiele in Cannes. Die Veranstalter haben ihre Kleiderordnung verschärft – Nackedeis sind nicht erwünscht.
- Und in Rostock eröffnet die „Teddybärenklinik“. Sollten Sie Kinder haben und deren Plüschtiere medizinische Behandlung benötigen, lohnt bestimmt eine Reise in die Hansestadt an der Ostsee. Erste Eindrücke gibt es auf Instagram.
Einen guten und hoffentlich gesunden Start in die neue Woche wünscht Ihnen
Christine Leitner
(Nachrichtenredakteurin)