Neun Jahre nach dem Überfall auf Reality-TV-Star Kim Kardashian in Paris hat ein Gericht acht der angeklagten Täter verurteilt und zwei freigesprochen. Sieben der Verurteilten erhielten Haftstrafen zwischen drei und acht Jahren, die teils oder ganz zur Bewährung ausgesetzt wurden. Gegen einen weiteren Beteiligten wurde am Abend in Paris eine Geldstrafe verhängt. Die Vorwürfe gegen die angeklagten neun Männer und eine Frau reichten von bewaffnetem Raubüberfall über unerlaubten Waffenbesitz und Freiheitsberaubung bis hin zu Urkundenfälschung.
Kardashian war im Oktober 2016 nachts in der französischen Hauptstadt im Luxusquartier „No Address“ im 8. Pariser Stadtbezirk überfallen worden. Die als Polizisten verkleideten Täter hatten sie gefesselt und geknebelt und Schmuck im Wert von neun Millionen Euro erbeutet, darunter den Verlobungsring des Stars mit einem 18,88-karätigen Diamanten.
Kardashian konnte selbst ihre Fesseln lösen und Alarm schlagen. Der Medienstar blieb körperlich unverletzt, stand aber unter Schock. Kardashian erzählte vor Gericht in Paris, sie habe Angst gehabt, dass die Täter sie vergewaltigen oder erschießen würden. „Ich war mir absolut sicher, ich dachte, ich würde sterben“, sagte sie aus. Ihr Auftritt vor Gericht in Paris löste einen riesigen Medienrummel aus.
Die Angeklagten im Durchschnittsalter von rund 60 Jahren wurden von der französischen Presse als „Opa-Gangster“ beschrieben. Viele von ihnen verbrachten bereits Jahre hinter Gittern. Einer der Angeklagten ist inzwischen taub-stumm, einer leidet an Parkinson und ein anderer wird wegen einer Krebserkrankung behandelt. Die Urteile seien nicht besonders streng und berücksichtigten das Alter und teils auch Erkrankungen der Angeklagten, sagte der Vorsitzende Richter.
Die Beute im Wert von neun Millionen Euro bleibt verschwunden
Nur zwei der Angeklagten waren geständig. In ihren abschließenden Worten äußerten sie ihr Bedauern. „Es tut mir leid, was ich getan habe“, meinte der eine, um „tausendfaches Verzeihen“ bat der andere. Alle anderen beteuerten ihre Unschuld.
Die Staatsanwältin indes hielt die Angeklagten allesamt für schuldig, an dem sorgfältig geplanten Überfall auf Kardashian beteiligt gewesen zu sein, wie sie in ihrem Plädoyer sagte. Anders als die Verteidigung es darstellen wollte, handele es sich nicht um stümperhafte Senioren-Gauner. Vielmehr seien die zumeist einschlägig vorbestraften Täter gewaltsam und zielstrebig sowie ohne Mitgefühl für ihr Opfer vorgegangen. Entsprechend forderte sie hohe Strafen. Die Verteidigung sprach von einer schlecht fundierten Anklage und einem aufgeblasenen Verfahren. Wenn das Opfer nicht Kim Kardashian gewesen wäre, sondern eine gewöhnliche Person, wäre der Prozess anders abgelaufen.
Die millionenschwere Beute wurde bis heute nicht gefunden. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Kriminellen sie in Antwerpen zu Geld gemacht haben.