Was gut sein kann für ein Land, kann gleichzeitig schlecht sein. Tourismus ist der wichtigste Posten im thailändischen Bruttosozialprodukt. Das Land freut sich deshalb, wieder fast so viele Besucher zu haben wie vor der Pandemie. Gleichzeitig aber ließ die Regierung gerade zwei beliebte thailändische Inselgruppen für fünf Monate schließen, damit die Natur eine Ruhepause bekommt.
Etwa 32,4 Millionen Besucher konnte allein Bangkok im vergangenen Jahr begrüßen, meldete das „Global Tourism Forum“ Ende Februar. Die thailändische Hauptstadt gilt damit weltweit als beliebtestes Reiseziel, noch vor Istanbul (23 Millionen) und London (21,7 Millionen). Von Oktober bis März herrscht relativer Ausnahmezustand, Restaurants sind ausgebucht, Taxis teuer, und überall auf den Straßen und in den Shopping-Malls hört man das Flappen der Flip-Flops.
Auch der Traumstrand aus „The Beach“ wird bald wieder geschlossen
Bangkok ist auch deswegen so ein beliebtes Ziel, weil die Menschen von hier aus weiterreisen an einen der Traumstrände und auf die vielen kleinen Inseln, die man relativ schnell und bequem erreichen kann. Dort können sie schnorcheln und schwitzen, während die Freunde und Kollegen daheim frieren. Nun werden die beliebten Similan- und Surin-Inseln quasi unter Quarantäne gestellt – beide sind Nationalparks.
Um den Tourismus wiederzubeleben, hat die Regierung hingegen Tauch- und Schnorchelplätze im Nationalpark rund um die Insel Phi Phi Leh gerade wieder freigegeben – nach einjähriger Sperrung zum Schutz der Korallenriffe. Im August und September wird allerdings Maya Bay erneut geschlossen sein, die unbewohnte Bucht auf Phi Phi Leh, die weltweit bekannt wurde durch den Film „The Beach“. Ein frühes Opfer dessen, was man heute als Overtourism kennt – alle wollten an den Strand, an dem sich das Drama mit Leonardo DiCaprio im Jahr 2000 entfaltete. Auch das Musikvideo zum dazugehörigen Welthit „Pure Shores“ zeigte die Palmen von Maya Bay.
Smartphones und Instagram befeuerten das Problem, die Ranger des Nationalparks mussten den Besuchern schließlich verbieten, Sand in Plastikflaschen mitzunehmen, damit überhaupt noch Strand übrig blieb. Nachdem die Korallen niedergetrampelt und die Riffhaie geflohen waren, sperrte die Naturschutzbehörde die Bucht im Jahr 2018, man durfte nicht mehr anlegen und nur noch vom Boot aus hinter einer Sicherheitsleine Selfies machen. Im Januar 2022 wurde der Strand wieder eröffnet und ein Ticketsystem erdacht, das den Zugang bremsen sollte, doch bald war der Strand erneut überlaufen.
Auch für die Wiedereröffnung der Similan-Inselgruppe Mitte Oktober will die Regierung ein elektronisches Ticketsystem einführen, bei dem man seine Reisepassnummer hinterlegt und ein Ticket für alle sechs Meeresnationalparks kaufen muss, zu denen auch die Insel Phi Phi Leh gehört. Wer Thailands Bürokratie kennt, weiß, dass die Einführung solcher Maßnahmen üblicherweise zu großer Verwirrung, langen Wartezeiten und Ratlosigkeit bei allen Beteiligten führt – bis die Neuerungen wieder abgeschafft werden oder sich eingespielt haben. Den Besuch der wunderschönen Maya Bay sollte man also frühestens für Ende 2026 ins Auge fassen. Bis dahin kann sich der Tourismus von der Bürokratie erholen – und die Natur vom Tourismus.