Die Bundesregierung hat den
von der US-Regierung verordneten Aufnahmestopp für ausländische Studierende an der
Harvard Universität als Einschränkung der Demokratie kritisiert. „Einschränkungen der Wissenschaftsfreiheit sind Einschränkungen
der Demokratie selbst“, sagte ein Sprecher von
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU). Die Freiheit der Wissenschaft und der internationale Austausch seien
entscheidende Grundlagen für den gesellschaftlichen und
wirtschaftlichen Fortschritt.
Nach Angaben des Außenministeriums gibt es eine dreistellige Zahl deutscher Studierender in Harvard. „Insofern werden wir zügig mit den Partnern in den USA
die Frage aufnehmen, welche Auswirkungen das auf die deutschen
Studierenden hat“, sagte ein Sprecher. Man erwarte, dass die Belange und Interessen
deutscher Studierender angemessen berücksichtigt werden. „Wir nehmen das als dringende Angelegenheit wahr.“ Das Ministerium stehe, auch über Vermittlerorganisationen in den USA,
im Austausch mit der Universität, um abzuschätzen, welche Folgen das für
die Studierenden habe.
Das Bundesforschungsministerium schrieb, der Beschluss schaffe
Verlierer auf allen Seiten. „Europa
ist und bleibt ein attraktiver Ort der garantierten
Wissenschaftsfreiheit“, habe Forschungsministerin Dorothee Bär
(CSU) in Brüssel deutlich gemacht. „Gleichzeitig geht es natürlich
auch darum, Deutschland als einen attraktiven
Wissenschaftsstandort zu positionieren.“
Union wirbt um Studierende
Andere machten sich schon über Alternativen Gedanken: „Jenseits von Harvard
gibt es auch bei uns exzellente Hochschulen und
Forschungseinrichtungen, an denen internationale Talente sehr willkommen
sind“, sagte der Parlamentarische Staatssekretär im Digitalministerium,
Thomas Jarzombek (CDU), der Rheinischen Post. „Wir wollen jetzt kämpfen um die internationalen Talente, die nach anderen Standorten suchen als etwa in den USA.“
Die US-Heimatschutzministerin Kristi Noem hatte ausländische Studierende an der Harvard Universität verboten.
Die Universität darf keine Studierenden aus dem Ausland mehr aufnehmen,
aktuelle ausländische Studierende müssen die Universität verlassen. Sie
sagte, die Universität fördere Gewalt und Antisemitismus und arbeite
mit der Kommunistischen Partei Chinas zusammen.
Auch der ehemalige Gesundheitsminister und Harvard-Gastdozent Karl Lauterbach (SPD) kritisierte die Pläne in der Rheinischen Post als forschungspolitischen Suizid. „Wenn ausgerechnet die wichtigsten und
leistungsstärksten Universitäten absichtlich geschwächt werden, legt man
die Axt an bei einem der bedeutendsten Pfeiler für die amerikanische
Wirtschaft.“ Unzählige Unternehmen in den USA
profitierten von dem Wissen, das Harvard-Absolventen mitbrächten. Er hoffe sehr, dass sich die Entscheidung Trumps noch
abwenden lasse.