Die Republik braucht dringend mehr Wohnraum in den Ballungsgebieten – denn die Mieten steigen stark, und auch die Kaufpreise ziehen wieder an. Was den Immobilienmarkt derzeit treibt und worauf sich Käufer und Besitzer 2025 einstellen sollten
Die neue Regierung war noch nicht im Amt, da bewegte sie schon den Immobilienmarkt. Allerdings nicht zum Positiven. Die Bauzinsen machten einen deutlichen Satz nach oben, nachdem die Pläne zum milliardenschweren Schuldenpaket auf dem Tisch lagen – höhere Staatsschulden bedeuten eben immer auch steigende Zinsen bei Bundesanleihen. Und an ihnen hängen letztlich die Hypothekenzinsen. Statt Aufbruch und Hoffnung am Wohnungsmarkt durch eine neue Regierung gibt es nun also zunächst nur neue Unruhe und neue Verunsicherung.
Dabei war die Branche gerade dabei, sich wieder zu erholen. „Wir sehen derzeit eine Art schleppenden Aufschwung, der Markt tastet sich aus der Talsohle heraus“, fasst Deutschlands bekanntester Immobilienökonom Michael Voigtländer vom Forschungsinstitut IW die Lage zusammen. Die rasanten Leitzinsanhebungen hatten den Immobilienboom 2022 jäh beendet, der Markt fiel in eine Schockstarre. Es gab kaum noch Käufer, die bei über vier Prozent Zinsen imstande waren, die hohen Preise zu zahlen. Und auch die Verkäufer hielten ihre Immobilien erst mal lieber fest, statt sie günstiger abzugeben.
Um immerhin zwölf Prozent sind die Preise seither im ganz groben Durchschnitt gesunken – und seit Sommer vergangenen Jahres sinken auch die Zinsen in Europa wieder. Das beflügelte die Kauflust deutlich. So stark, „dass die Nachfrage wieder ein Niveau erreicht hat, das sogar über dem der Hochphase von 2022 liegt“, sagt Geschäftsführerin Gesa Crockford von Immoscout24. In Großstädten reihen sich mögliche Käufer jetzt wieder in die Schlange der Interessenten ein und bieten oft freiwillig höhere Summen, um überhaupt den Zuschlag zu bekommen. Der plötzliche Zinsanstieg Anfang März erwischte nun viele auf dem falschen Fuß.
Zumal die Zinsen nicht das einzige Störsignal am Markt sind: Erstmals seit Jahrzehnten steigt die Arbeitslosigkeit wieder, weil die Konjunktur schwächelt. Das könnte etliche Hausbesitzer mit laufenden Krediten in Schwierigkeiten bringen. Zudem lässt eine ungewisse Zukunft im Beruf viele Kaufwillige zögern. Umgekehrt könnte das neue Investitions- und Infrastrukturprogramm der Regierung, das erst für den Zinsanstieg sorgte, noch für andere Knappheiten in der Branche sorgen: bei Arbeitskräften etwa oder auch bei Baumaterialien. Und Knappheiten lassen immer die Preise steigen.
Hinzu kommt noch der anhaltende Konflikt Europas mit Russland: Was, wenn Russland nach der Ukraine tatsächlich einen NATO-Staat etwa im Baltikum angreifen sollte und Deutschland Beistand leisten müsste? Ist Deutschland dann noch sicher? Inmitten dieser Gemengelage erklärt Capital, welche fünf Faktoren den Markt derzeit bewegen und wo die Regierung ansetzen will, um ihn wieder zu beleben. Und warum es sich trotz höherer Zinsen wieder lohnt, den Hauskauf zu wagen.