Der Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne kritisiert den Vorstand der Lufthansa und fordert tiefgreifende Veränderungen im Unternehmen. „Lufthansa ist zu zersplittert aufgestellt, es gibt zu viele Markennamen“, sagte Kühne im Gespräch mit WELT AM SONNTAG. Es störe ihn zum Beispiel, wenn er bei der Lufthansa-Tochtergesellschaft Swiss einen Flug gebucht habe, dann aber in einem Flugzeug einer ganz anderen Airline sitze. Lufthansa habe strukturelle Probleme. „Ob der Vorstand genügend durchgreift, lasse ich dahingestellt sein. Meiner Meinung nach könnte mehr geschehen“, sagte der Unternehmer. Kühne ist mit einem Anteil von 20 Prozent der größte Lufthansa-Aktionär.
Mit seiner Mehrheitsbeteiligung an Kühne + Nagel sowie als Großaktionär von Lufthansa, Hapag-Lloyd, Brenntag oder Flixbus ist Kühne einer der einflussreichsten Investoren in Europa. Im Interview ging der in wenigen Tagen 88-jährige Kühne auch auf die Politik der USA unter Donald Trump ein. Darauf angesprochen, was er dem US-Präsidenten sagen würde, wenn er die Gelegenheit dazu hätte, meinte Kühne: „Ich würde ihm sagen, dass das Gezerre um Zölle ein Irrsinn ist. Zwei Schritte vor und einer zurück, das lähmt die Wirtschaft und schafft Verunsicherung.“ Die USA sollten ihre Rolle so spielen, dass Freiheit, Demokratie und Marktwirtschaft die bestimmenden Faktoren seien. „Ich hoffe, dass Trump merkt, welchen Mist er fabriziert“, sagte Kühne.
Unter den Entwicklungen in den USA leidet auch die weltweit Containerschifffahrt. Kühne ist zugleich größter Aktionär der Linie Hapag-Lloyd. „Um Hapag-Lloyd mache ich mir die größeren Sorgen“, sagte der Unternehmer. Die Containerreederei habe gerade auf einen Schlag 24 Schiffe bestellt. „Wenn jetzt weltweit das Handelsvolumen zurückgeht, wird es zu Überkapazitäten bei den Schiffen kommen“, sagte Kühne. Das könne zu einem Verdrängungswettbewerb führen. „Ich wäre bei der Bestellung der Schiffsneubauten zurückhaltender gewesen“, sagte Kühne.
Unternehmer Kühne äußerte sich auch zu dem österreichischen Immobilieninvestor René Benko, der in die Insolvenz geraten und wegen Betrugsvorwürfen inhaftiert ist. Kühne hat in das Projekt des Hamburger Elbtowers von Benko investiert und soll dabei rund eine halbe Milliarde Euro verloren haben. „Darauf dürfte es hinauslaufen, wenn aus dem Insolvenzverfahren am Ende nichts mehr zu holen ist“, sagte Kühne zur Höhe der Summe. Es sei für ihn ein Phänomen, wie sehr er sich von Benko habe einlullen lassen. „Ich bin einem Ganoven ersten Ranges auf den Leim gegangen. Ich habe sein Geflecht an Unternehmen nicht durchschaut“, sagte Kühne. Benko habe es verdient, im Gefängnis zu sitzen.
Birger Nicolai ist Wirtschaftskorrespondent in Hamburg. Er berichtet über Schifffahrt, Logistik, den Tankstellen– und Kaffeemarkt sowie Mittelstandsunternehmen.