Der aus Chicago stammende mutmaßliche Täter ist wegen der tödlichen Schüsse auf zwei israelische Botschaftsmitarbeiter in Washington vor einem Bundesgericht des zweifachen Mordes ersten Grades angeklagt worden. Dem 31-jährigen Elias Rodriguez wird vorgeworfen, am Mittwochabend das Feuer auf eine Gruppe von Personen vor dem jüdischen Museum in Washington eröffnet zu haben. Dabei tötete er ein junges Paar, das in der israelischen Botschaft arbeitete. Der Getötete hatte neben der israelischen auch die deutsche Staatsangehörigkeit.
Die kommissarische US-Staatsanwältin Jeanine Pirro sagte bei einer Pressekonferenz am Donnerstag, dass die Anklage gegen den mutmaßlichen Täter einen Fall darstelle, für den die Todesstrafe infrage komme. „Wir werden dies weiterhin als Hassverbrechen und als terroristisches Verbrechen untersuchen“, sagte Pirro vor Reportern. Die Anklage könnte sich also dementsprechend noch ändern.
In den Anklagedokumenten heißt es, der Angeklagte sagte der Polizei am Tatort: „Ich habe es für Palästina getan, ich habe es für Gaza getan.“ Als die Polizei ihn abführte, habe er gerufen: „Free Palestine“ (deutsch: „Befreit Palästina“). Das ging aus einer eidesstattlichen Erklärung der ermittelnden FBI-Agentin hervor.
Videoaufnahmen von Überwachungskameras zeigen, wie der mutmaßliche Täter mehrere Schüsse auf die beiden Opfer feuerte, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Nachdem die beiden zu Boden gesackt waren, habe er aus nächste Nähe weiter gefeuert – auch, als eines der Opfer versuchte, sich wegzuschleppen. „Ermittler haben am Tatort eine Pistole vom Kaliber 9 Millimeter und 21 verbrauchte Patronenhülsen sichergestellt.“
Bei seinem ersten Erscheinen vor Gericht am Donnerstag verzichtete der Angeklagte auf sein Recht auf eine Haftanhörung. Eine vorläufige Anhörung wurde für den 18. Juni angesetzt. Die Generalstaatsanwältin der USA, Pam Bondi, hatte zuvor erklärt, dass der mutmaßliche Täter vermutlich allein gehandelt habe. Nach der Tat wurden die Sicherheitsvorkehrungen in den israelischen Botschaften in aller Welt sofort verschärft.
FBI wertet Dokumente aus
Nachdem die Bundespolizei FBI die Wohnung des Angeklagten in Chicago durchsucht hatte, teilte der stellvertretende FBI-Direktor Dan Bongino in den sozialen Medien mit, die Ermittler hätten Kenntnis von bestimmten Schriften, die vom Angeklagten verfasst worden seien und überprüften diese nun auf Echtheit. Bonginos Erklärung schien sich auf ein mit dem Namen des mutmaßlichen Täters unterzeichnetes Manifest zu beziehen, das kurz vor der Tat auf einem anonymen Konto der Plattform X veröffentlicht wurde.
Unter dem Titel „Escalate For Gaza, Bring The War Home“ (Eskaliert für Gaza, bringt den Krieg nach Hause) verurteilte es Israels Tötung von Zehntausenden von Palästinensern seit den Angriffen der Hamas im Oktober 2023 und diskutierte die Moral von „bewaffneten“ Aktionen.
FBI-Chef spricht von Terrorismus
Der Chef der US-Bundespolizei FBI, Kash Patel, bewertete die tödliche Attacke auf X als Terrorakt. Er schrieb: „Der Terrorakt von vergangener Nacht hat die volle Aufmerksamkeit des FBI.“ Er betonte, „gezielte antisemitische Gewalt“ sei ein Angriff auf die Grundwerte des Landes und werde streng geahndet.
Das getötete Paar hatte sich für die Versöhnung zwischen Israelis und Palästinensern eingesetzt, wie ihre jeweiligen Interessengruppen mitteilten. Nach Angaben des israelischen Botschafters in den USA, Yechiel Leiter, standen die beiden kurz vor der Verlobung: Der getötete Mann habe diese Woche einen Ring gekauft und seiner Freundin kommende Woche in Jerusalem einen Heiratsantrag machen wollen.
US-Präsident Donald Trump, Bundeskanzler Friedrich Merz und andere Staats- und Regierungschefs verurteilten die Tat. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu zeigte sich erschüttert über die Tötungen und kündigte einen verstärkten Schutz für die Botschaften weltweit an. Sein Büro teilte mit, er und Trump hätten telefoniert. Trump habe seine Trauer ausgedrückt. Beide Politiker hätten auch über den Krieg im Gazastreifen gesprochen.
„Direkte Verbindung zwischen antisemitischer und anti-israelischer Hetze und diesem Mord“
Der israelische Außenminister Gideon Saar machte insbesondere europäische Politiker für die Tat mitverantwortlich. „Es gibt eine direkte Verbindung zwischen antisemitischer und anti-israelischer Hetze und diesem Mord“, sagte er in Jerusalem. „Diese Hetze wird auch von Führungspersönlichkeiten und Amtsträgern vieler Länder und Organisationen betrieben, besonders aus Europa.“ Saar ließ offen, auf wen er sich bezog. Er sprach von „Verleumdungen über Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und die Ermordung von Babys“, die den Weg für derartige Morde ebneten.
Die Regierung in Paris wies die Vorwürfe gegen Europäer als „ungerechtfertigt und empörend“ zurück. „Frankreich hat antisemitische Taten verurteilt, Frankreich verurteilt sie, und Frankreich wird sie weiterhin immer und ohne Zweideutigkeit verurteilen“, erklärte ein Sprecher des Außenministeriums.