Nach dem „Kleinen Kitabrief“ und dem „Kleinen Wirtebrief“ startet der Verein „Zukunft trotz Handicap“ (ZTH) ein weiteres Projekt, um Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen und Lernschwierigkeiten in den Arbeitsmarkt zu bringen. Für den „Kleinen Einzelhandelsbrief“ kooperiert die Initiative aus Höhenkirchen-Siegertsbrunn mit dem ortsansässigen Edeka-Supermarkt von Stefan Alex. Dort sollen von diesem Sommer an Jugendliche und Erwachsene ab dem 15. Lebensjahr im Rahmen eines praxisnahen Lehrgangs auf eine Anstellung im Einzelhandel vorbereitet werden. Interessierte können sich über das Formular auf der ZTH-Website oder per E-Mail an [email protected] für das Qualifizierungsangebot bewerben.
„Der ‚Kleine Einzelhandelsbrief‘ bringt Menschen mit Behinderung dorthin, wo das Leben spielt. Mitten in die Gesellschaft, mitten in den Supermarkt“, sagt Andrea Hanisch, die Vorsitzende von Zukunft trotz Handicap. Mit Blick auf den 2020 gestarteten „Kleinen Wirtebrief“ und das Nachfolgeprojekt „Kleiner Kitabrief“, bei denen Menschen mit kognitiven Einschränkungen an Jobs in der Kinderbetreuung respektive der Gastronomie herangeführt werden, betont Hanisch: „Unsere bisherigen Projekte haben gezeigt, wie wertvoll inklusive Zusammenarbeit für die Teilnehmenden ebenso wie für die Teams ist. Wir sind überzeugt, dass weitere Erfolgsgeschichten entstehen werden.“ Tatsächlich wurden die beiden Bildungsangebote des Vereins mehrfach ausgezeichnet – unter anderem mit dem Deutschen Fachkräftepreis und dem Bayerischen Innovationspreis Ehrenamt.
Das Pilotprojekt „Kleiner Einzelhandelsbrief“ soll mit einem dreitägigen Schnupperpraktikum im Sommer beginnen. Der offizielle Start erfolgt am 22. September. Fortan arbeiten die Teilnehmenden ein Jahr lang an drei Tagen pro Woche jeweils sechs Stunden im Supermarkt; parallel dazu gibt es einen begleitenden Theorieunterricht. Hierzu stehen laut dem Verein Lernmaterialien in einfacher Sprache zur Verfügung. Nach einer Abschlussprüfung erhalten die Teilnehmenden ein Zertifikat, „das ihre erworbenen Kompetenzen bescheinigt und den Weg in weitere berufliche Schritte ebnet“, heißt es in einer Mitteilung des Vereins.

„Praxis zählt. Das wissen wir als Ausbildungsbetrieb, daher unterstützen wir den dualen Ansatz des Projekts“, sagt Sandra Fellner, die Personalleiterin des Edeka-Markts, die an der Entwicklung des Programms beteiligt war. Wir freuen uns, zur beruflichen Teilhabe beizutragen und neue Chancen für Menschen mit Behinderung zu eröffnen. Wir wollen unsere neuen Teammitglieder in ihren Stärken und Möglichkeiten einbinden, Zugehörigkeit ermöglichen und ihre berufliche Identität stärken – nicht überfordern, aber auch nicht unterschätzen.“