Der Chef des Frankfurter Flughafens sieht seinen Airport gewappnet für die Reisewelle in den kommenden Ferienmonaten. Gleichzeitig warnt er vor drohenden Engpässen im Luftraum in den kommenden Jahren.
Der Flugbetrieb am größten deutschen Flughafen in Frankfurt ist dem Fraport-Chef zufolge nach großen Personalproblemen in den ersten Jahren nach der Corona-Pandemie wieder stabil und pünktlicher. Der Chef des Flughafenbetreibers verspricht für den kommenden Sommer einen deutlich pünktlicheren Betrieb.
Bei Fraport sei die Fluktuation zurückgegangen und die Stammbelegschaft gewachsen, sagte Stefan Schulte im Luftfahrt-Presse-Club. Fraport brauche weniger befristete Beschäftigte. Bis zum Sommer sei das Personal vollständig geschult, zum Beispiel mit Führerscheinen für Vorfeldfahrzeuge. Damit sei man gewappnet, das erwartete Wachstum des Flugverkehrs um fünf Prozent während der Hochsaison zu meistern.
Mögliche Verspätungen wegen des Ukraine-Kriegs
Der Flughafenchef sieht allerdings auch problematische Punkte. Nach dem Flugzeug- und Personalmangel verengt sich Schulte zufolge ein weiteres Nadelöhr im europäischen Luftverkehr: die Flugsicherung. „Das ist der Hauptfaktor inzwischen für Verspätungen – es ist nicht mehr am Boden, es ist der Luftraum“, heißt es. Für ihn zeichnet sich dies als der große Engpassfaktor in den kommenden zehn Jahren ab.
Die Zunahme militärischer Flüge seit Beginn des Ukraine-Krieges spiele dabei eine wichtige Rolle. Nach Daten von Eurocontrol hoben Flüge in Europa im vergangenen Jahr im Schnitt mit 17,7 Minuten Verspätung ab. Seit Beginn des Ukraine-Kriegs vor drei Jahren hat sich die Lage verschärft, weil der Luftraum über der Ukraine geschlossen ist. Militärischen Flügen muss die zivile Luftfahrt Platz machen.
Bald weniger Entschädigung?
Die EU-Staaten beraten derzeit über einen Vorschlag der Europäischen Kommission, der unter anderem Entschädigungen erst bei deutlich längeren Verspätungen als bisher vorsieht.
Derzeit gilt nach der Flugastrechte-Verordnung von 2004, dass Fluggäste ab drei Stunden Verspätung Anspruch auf eine pauschale Entschädigung zwischen 250 und 600 Euro haben.
Nach dem Vorschlag der Kommission soll diese Schwelle auf fünf bis zwölf Stunden angehoben werden und jeweils von der Flugdistanz abhängig sein. Damit würden Verbraucherschützern zufolge rund 80 Prozent der Entschädigungen entfallen.
Widerspruch aus Deutschland
Bundesjustizministerin Stefanie Hubig will sich dafür einsetzen, dass Flugreisende auch weiterhin ab einer Verspätung von drei Stunden entschädigt werden. „Verbraucherrechte sind kein Luxus, den man in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten einfach abschaffen kann“, sagte Hubig in Berlin, wo heute die Verbraucherschutzminister-Konferenz endet.
Deutschland könne in Brüssel keiner Regelung zustimmen, die einseitig an den Interessen der Airlines ausgerichtet sei. Solche Verspätungen könnten wichtige Pläne durcheinanderbringen oder den Start in den Urlaub vermiesen. Das koste wertvolle Lebenszeit.