Die deutsche Chemie- und Pharmaindustrie ist zum
Jahresbeginn auf 54,8
Milliarden Euro gewachsen. Im ersten Quartal
legte der Umsatz um 4,4 Prozent gegenüber dem Vorquartal zu, teilte der Verband der Chemischen Industrie (VCI) mit. Damit habe die Branche, in der rund 480.000 Beschäftigte in Deutschland arbeiten, den Einbruch der vorherigen Monate wieder wettgemacht.
2024 war der Branchenumsatz um zwei
Prozent auf 221 Milliarden Euro gefallen, während die Produktion
um ein Prozent zulegte. Die Erzeugerpreise sanken damals jedoch um gut
zwei Prozent. Nun erhöhten sich die Erzeugerpreise leicht um 1,1 Prozent.
Die Produktion stieg um 6,7 Prozent zum
Vorquartal und in der Chemie allein um 4,7 Prozent. In der Pharmabranche
wuchs sie sogar um gut 10 Prozent – wohl weil Kunden aus Sorge vor
US-Zöllen auf Medikamente Bestellungen vorzogen.
US-Zollpolitik hat große Auswirkungen auf deutsche Chemieindustrie
Der VCI begründete die Erholung aber auch mit einer
Belebung in fast allen Sparten, sowohl im In- als auch im Ausland. Die
Bewertung der aktuellen Geschäftslage habe sich verbessert. Allerdings
hätten sich die Geschäftserwartungen eingetrübt: So schmälere die
Zollpolitik der USA die Exportchancen der Chemieindustrie und ihrer Kunden. Zudem
könnten chinesische Waren verstärkt nach Europa umgeleitet werden und
den Druck erhöhen. Pharmaunternehmen fürchten hohe Zölle auf dem
wichtigen US-Markt.
Für das laufende Jahr bleibt der VCI deshalb
vorsichtig und bestätigte seine Prognose. Demnach soll die Produktion
stagnieren und der Umsatz leicht um ein Prozent
sinken. Verbandspräsident Markus Steilemann sagte aber: „Sollte der
Zollkonflikt nicht weiter eskalieren und die Bundesregierung wie
angekündigt ein Wachstumspaket auf den Weg bringen, könnten sich die
Perspektiven für unsere Branche bereits in diesem Jahr aufhellen.“
VCI hofft auf europäischen Binnenmarkt
Die energieintensive Chemieindustrie – die drittgrößte
deutsche Industriebranche nach dem Auto- und Maschinenbau – leidet unter
hohen Energiepreisen und der schlechten Konjunktur. Chemiekonzerne wie BASF
und Evonik haben große Umbauprogramme verkündet, streichen Jobs und
legen teilweise Anlagen still.
Hoffnung setzt der VCI auf den europäischen
Binnenmarkt. „Die Chancen sind da. Deutschland hat jetzt wieder eine
stabile Regierung, die alle Trümpfe in der Hand hält“, sagte
Steilemann. Sie müsse strukturelle Defizite abbauen und Reformen
anstoßen. Er forderte insbesondere deutlich niedrigere Energiepreise, einen
schnellen Bürokratieabbau und eine Steuerreform.