„Polizeiruf 110: Böse geboren“
Düstere Familienverhältnisse
© NDR/Michael Ihle
Der „Polizeiruf 110″: Böse geboren“ konfrontiert die Rostocker Kommissarinnen mit abgründigen Familienverhältnissen.
Im „Polizeiruf 110: Böse geboren“ (25. Mai, 20:15 Uhr, das Erste) müssen die Rostocker Ermittlerinnen Katrin König (Anneke Kim Sarnau, 53) und Melly Böwe (Lina Beckmann, 44) den Mord an einer Tierschützerin aufklären. Dabei gerät der verschrobene Sohn eines Serienkillers fast automatisch unter Verdacht. Doch in diesem düsteren Psycho-Drama ist nichts so, wie es auf den ersten Blick erscheint.
Worum geht es im „Polizeiruf 110: Böse Geboren“?
In einem Waldstück bei Rostock wird die mit einem gezielten Kopfschuss getötete Tierschützerin Sarah Volkmann (Raika Nicolai) aufgefunden, ihre Begleiterin Nele Schuldt (Lorella Lubsch) entdeckt man später schwer verletzt in der Nähe. Bei den Ermittlungen der Kommissarinnen König und Böwe wird schnell klar, dass hinter dem Mord Konflikte zwischen den beiden Aktivistinnen, den waffenvernarrten Förstern und skrupellosen Wilderern, die im Wald ihr Unwesen treiben, stehen könnten.
Vor allem Hannes Seyffart (Thilo Prothmann), der Schwager der resoluten Revierförsterin Julia Cobalt (Annika Kuhl), hätte ein handfestes Motiv für den hinterhältigen Mord: Seit er von einem durch Aktivisten angesägten Hochsitz stürzte, sitzt er im Rollstuhl, lässt sich das Jagen jedoch auch weiterhin nicht nehmen.
Ein von einer Waldkamera aufgenommenes Video lenkt jedoch bald den Verdacht auf den verschrobenen Einzelgänger Milan Greuner (Eloi Christ), der zusammen mit seiner Mutter in einer abgelegenen Waldhütte wohnt. Von einer mysteriösen Lust am Töten getrieben, erlegt er nachts Tiere im Wald, um sie dann emotionslos in einem ausufernden Friedhof hinter der Hütte zu vergraben.
Schockiert nehmen die Kommissarinnen zur Kenntnis, dass Milan der Sohn eines mehrfachen Frauenmörders und das Ergebnis einer Vergewaltigung ist. Doch vor allem die Single-Mutter Melly Böwe stellt sich der schnell im Raum stehenden These, dass hier ein vererbtes „Killer-Gen“ am Werk gewesen sein muss, vehement entgegen. Der Fall wird für sie eine extreme emotionale Belastung, als ihre Tochter Rose (Emelie Neumeister) plötzlich bei ihr auftaucht, um Fragen nach ihrem eigenen Vater zu stellen – den sie bisher nie kennenlernen durfte.
Lohnt sich das Einschalten?
Ja. Der äußerst düster geratene „Polizeiruf: Böse geboren“ bietet dem Sonntagskrimi-Fan ein eindringlich inszeniertes Familien-Psychodrama, das ihm nicht so schnell wieder aus dem Kopf gehen wird. Das brillante Drehbuch der Autorinnen Catharina Junk und Elke Schuch beleuchtet aus verschiedenen Perspektiven die folgenreiche Frage, inwiefern Eltern das Leben ihrer Kinder prägen und wie man, abseits gemutmaßter genetischer Veranlagung, von Anderen durch Zuschreibungen „böse“ gemacht werden kann.
Ein echtes Highlight in dieser finsteren Folge stellt die schauspielerische Leistung von Lina Beckmann in der Rolle der Rostocker Kommissarin Melly Böwe dar. In dem privaten Konflikt mit ihrer Tochter, die endlich erfahren will, wer ihr leiblicher Vater ist, offenbart die sonst so leichtfüßige und in sich ruhende Figur nun erstmal ihre ernste und verletzliche Seite. Was nicht zuletzt dazu führt, dass das bislang stark unterkühlte Verhältnis zu ihrer Kollegin Katrin König langsam beginnt, ein wenig aufzutauen.