Er ist noch nicht mal im Grundschulalter, da schickt Renault den 2022 eingeführten Austral (siehe Video) schon zum Schönheits-Doc. Kluger Zug, denn im Klassenzimmer der Kompakt-SUV geht’s rau zu, jeder will Trendsetter sein. Dass man da durch frisches Design mit stylischem Kühlergrill, geschärften Stoßfängern samt Tagfahrlicht und neuen Matrix-LED-Scheinwerfern für anerkennendes Raunen sorgt: eh klar. Aber auf dem Pausenhof der Platzhirsche zählen ebenfalls Charakter und gute Noten. Da kann sich selbst ein Testwagen mit Esprit-Alpine-Top-Ausstattung (ab 44.140 Euro) nicht einfach durchmogeln.
Neue Getriebe-Software und mehr Komfort
Doch wie die 200-PS-Vollhybrid-Variante beweist, hat Renault fleißig Hausaufgaben gemacht und die Software des Multi-Mode-Getriebes optimiert. Nervige Schubstarren beim Zwischenspurt? Nicht ganz passé, doch die Gangwahl gelingt flotter – was nichts daran ändert, dass der 1,2-Liter-Turbo-Dreizylinder (130 PS) unter Last angestrengt klingt, sobald der vom Zwei-kWh-Akku gespeiste 51-kW-Elektromotor das Solo-Stromern satt hat. Elektrisches Fahren bleibt kurz und selten, schon bei moderaten Straßensteigungen erwacht der Verbrenner. Er dringt dank besserer Geräuschdämmung jedoch leiser ins Interieur.
Mit den neuen Dämpfern fährt der Austral weiterhin eher straff, aber komfortabler und bei Unebenheiten weniger zitterig. Nur grobe Querfugen schlagen immer noch harsch durch – sowieso auf den wuchtigen 20-Zoll-Rädern des Testwagens. Von denen steuert die Allradlenkung alle Viere an – bei zügiger Fahrt in dieselbe Richtung – und generiert so eine hohe Fahrstabilität in langgezogenen Kurven. Was fehlt? Lenkrückmeldung, feineres Pedalgefühl und antriebstechnisch mehr Bums.
Durchdachtes Interieur
Und innen? Viel Positives: Aufgeräumter 12,3-Zoll-Infotainment-Screen, fix rechnendes Google-Navi, kräftig ausgeformte Sitze mit viel Seitenhalt und im Fond ordentlich Platz, dazu eine um 16 Zentimeter verschiebbare Rückbank mit guter Beinauflage. Praktikabilität bescheren außerdem große Ablageflächen und -fächer und solide 527 bis 1.736 Liter Kofferraumvolumen. Das Cockpit besticht mit intuitiver Bedienung, guter Konnektivität und einer Sitzposition, die dem Fahrer souveräne Kontrolle vermittelt.

Renault
Das Cockpit besticht mit intuitiver Bedienung, guter Konnektivität und einer Sitzposition, die dem Fahrer souveräne Kontrolle vermittelt.
Außerdem pfiffig: Der „My Safety Switch“ – Renaults Antwort auf die nervige EU-Vorgabe, dass bestimmte Assistenzsysteme wie der Spurhalteassistent bei jedem Start aktiv sein müssen. Vorher übers Infotainment nach eigenen Vorlieben konfiguriert, genügt ein Druck – und der Austral aktiviert oder deaktiviert bis zu fünf persönliche Wunsch-Einstellungen auf einen Schlag. Alles in allem erzielt der Austral also ein passables Zeugnis für die Bewerbung beim Beliebtheitswettbewerb.
Neues Familien-Gesicht
Auch weil Renault den Kompakt-SUV nach Rafale und Espace nun ebenfalls mit dem neuen Familien-Gesicht ausrüstet. Dazu wurden Motorhaube, Stoßfänger und Kühlergrill an den Look angeglichen, den die beiden Schwestermodelle bereits zeigen. Einen Vorgeschmack auf das neue Design lieferte bereits im September 2024 ein Leak des Austral.
Den neu gezeichneten Kühlergrill strukturieren unzählige Renault-Rhomben, die rund um das große, zentral im Grill angeordnete Renault-Logo drapiert werden. Die vormals C-förmig ausgeführten Frontscheinwerfer wurden jetzt geteilt. Den Grill flankieren jetzt oben Scheinwerferschlitze mit LED-Doppelscheinwerfern. Die Tagfahrleuchten sind in Form einer halben Renault-Raute darunter platziert. Den unteren Teil der Schürze formen neue Lufteinlässe und ein ebenfalls neues Grillgitter. Die Motorhaube verliert zum neuen Modelljahr einige ihrer längs verlaufenden Konturen. Am Heck wurde der obere und der mittlere Bereich der Kofferraumklappe mit eleganteren Linien versehen.
Darüber hinaus wurde die Farbpalette um die beiden neuen Außenlackierungen Südsee-Blau und Perlmutt-Weiß Satiniert ergänzt. In die unteren Seitenschutzteile sind neue hochglänzende schwarze Streifen integriert, die die hinteren Kotflügel vor Steinschlag schützen. Die Radhäuser und der untere Karosserieschutz sind ebenfalls in Hochglanzschwarz gehalten.
Mehr Ausstattung
In Sachen Ausstattung ergänzt Renault den Austral um ein Fahrererkennungssystem. Teil des Systems ist eine Kamera in der linken A-Säule, die den Fahrer beim Öffnen der Fahrertür per Gesichts-Scan erkennt. In der Folge werden zahlreiche personalisierte Einstellungen automatisch beim Einsteigen in das Fahrzeug aktiviert. Alle im Fahrerprofil hinterlegten Daten werden nicht an einen Server gesendet, sondern nur im Fahrzeug gespeichert. Mehr Komfort und Seitenhalt versprechen neue Vordersitze. Für eine niedrigere Innenraumgeräuschkulisse sorgen neue Türdichtungen, Verbundglasscheiben vorn, neue Motorhalterungen sowie eine besser gedämmte Motorhaube. Ebenfalls zum Komforteindruck sollen geänderte Stoßdämpfer beitragen.
Leistung der Antriebe unverändert
Unverändert übernommen werden die beiden Hybrid-Antriebsoptionen. Der Austral Mild Hybrid 160 verfügt über einen Vierzylinder-Turbobenzinmotor mit 1,3 Liter Hubraum und 158 PS, der von einem Starter-Generator unterstützt wird. Im Austral E-Tech Full Hybrid 200 arbeiten 130 PS starker 1,2-Liter-Turbo-Dreizylinder-Benziner mit zwei Elektromotoren zusammen. Das maximale Drehmoment des Benzinmotors beträgt 205 Nm. Der Hauptelektromotor entwickelt eine Leistung von 50 kW und ein Drehmoment von 205 Nm und wird von einer 2 kWh / 400V Lithium-Ionen-Batterie versorgt. Dieser Motor ist für das elektrische Fahren bestimmt. Beim zweiten Elektromotor handelt es sich um einen Hochspannungs-Startergenerator mit 18 kW und 50 Nm Drehmoment, der den Verbrennungsmotor startet und die Gangwechsel steuert.
Marktstart und Preise
Der aufgefrischte Renault Austral kann ab sofort zum unveränderten Grundpreis bestellt werden. Wie bislang starten die Preise für den Mildhybrid bei 34.700 Euro. Der Vollhybrid ist weiter ab 39.250 Euro zu haben.