Bei seiner 30. Jubiläumsauflage ist der Weßlinger Seelauf im wahrsten Sinne des Wortes mehrfach auf den Hund gekommen: Zum einen war da das von Stadionsprecher Jörg Stierstorfer „Waldi“ genannte, mannsgroße Hundekostüm mit großen Ohren, in dem Valentin Müller als Tempomacher beim „Zwergerllauf“ das knapp 70-köpfige Feld der jüngsten Teilnehmer abgesehen von einem Sturz kurz nach dem Start komplett über die zwei Runden um den Sportplatz des Ausrichters SC Weßling anführte.
Zum anderen gab es den zweijährigen Mischling „Sino“, der seine Besitzer Julia von Rohrscheidt und Florian Gersbeck auf der 3,4-Kilometerschleife brav begleitete. Es verbietet sich jedoch aus nachvollziehbaren Gründen, beide zu den insgesamt gut 550 Aktiven zu zählen, die in diesem Jahr erneut dafür gesorgt haben, den Seelauf zur zweitgrößten Laufveranstaltung des Fünfseenlandes werden zu lassen.
Veranstaltungsleiter Uta Heiden hatte sich schon im Vorfeld über die große Melderesonanz gefreut, zu dem sich noch etliche Nachmeldungen gesellten. Heiden war heilfroh und stolz, dass ihr gut 30-köpfiges Helferteam maßgeblich dazu beigetragen hat, dass der Zeitplan inklusive der anschließenden Siegerehrungen termingemäß und flott eingehalten wurde.
Eine Tatsache, die auch Bürgermeister Michael Sturm, der als Starter des Hauptlaufs fungierte, anerkennend lobte: „Eine wie immer bestens organisierte Traditionsveranstaltung, die ihren festen Platz im Kalender der Gemeinde hat. Das ist Breitensport, wie er sein soll.“ Auf dem Sportgelände sowie auf der Laufstrecke konnten die zahlreichen Besucher manch lustige Episode beobachten. So wurde einer Läuferin am Streckenrand von ihren beiden Töchtern ein Schild gezeigt, auf dem eher scherzhaft geschrieben stand, dass „10 Kilometer nichts für Mama“ seien. Eine sicherlich gut gemeinte Motivationshilfe, die sowohl der angesprochenen Athletin, als auch dem direkt danebenstehenden Bürgermeister Sturm ein Lächeln ins Gesicht zauberte. Eine weitere Athletin bekam unmittelbar nach Zielankunft von ihrer Tochter einen selbst gepflückten Blumenstrauß überreicht.

Ein Stammgast in Weßling ist mittlerweile der in der Laufszene als „der Chemnitzer“ bekannte Dietmar John, der heuer lediglich eine Seerunde in Angriff genommen hat, da er aufgrund von Herz-Rhythmus-Störungen auf ärztliches Anraten fürs kommende Halbjahr auf Wettkämpfe verzichten soll. „In Weßling wollte ich allerdings unbedingt dabei sein“, erklärte der 69-Jährige, der seinen Beinamen auch groß auf seinem Laufhemd stehen hat und als Walker statt wie sonst als Läufer für 3,4 Kilometer gut eine halbe Stunde gebraucht hat.
Erfreulicherweise nahmen auch sehr viele Teenager am Lauf teil. Die Montessori-Schule aus Inning hatte unter der Leitung von Sportlehrerin Annett Hering knapp 20 Nachwuchstalente mitgebracht, die als „grüne Murmeluchsen“ in eigens gefertigten T-Shirts an den Start gingen. Auch die D- und E-Jugend-Fußballerinen des SC Weßling waren mit ebenfalls knapp 20 Läuferinnen jeweils in Vereinsfarben gut vertreten. Im Schülerlauf über 1,5-Kilometer gleich zu Anfang mit 94 Meldungen ging es bereits richtig gut los und die jungen Nachwuchshoffnungen bekamen für ihre Leistungen viel Lob von Ausrichtern, Betreuern und mitgereisten Fans.



Offensichtlich hoch motivierte Aktive hatte die Leichtathletik-Gemeinschaft (LG) Würm Athletik an den Start gebracht, zu der unter anderem der Gautinger SC sowie der TSV Gilching gehören. So gab es im 3,4-Kilometerlauf bei den Männern durch Lukas Bergmann und den knapp 14-jährigen Leopold Ballmann gleich einen LG-Doppelsieg. Bergmann ging später auch noch über zehn Kilometer an den Start und wurde dort Vierter. Katka Wenzler dominierte ebenfalls über 3,4-Kilometer die Frauenwertung. Wenzler, die sich kürzlich in Hamburg den nationalen Titel der Masters-Klasse über 5000-Meter gesichert hatte, wollte eigentlich ihren eigenen Streckenrekord verbessern, sah sich jedoch aufgrund einer „leichten Erkältung mit Halsweh“ nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte.
Das zahlenmäßig größte Feld an der Startlinie hatte mit heuer 250 Meldungen traditionell der „Zehner“ mit insgesamt vier Seeumrundungen. Im Gegensatz zu den Vorjahren waren heuer zwar keine national hochdekorierten bayerischen Laufasse mit von der Partie, die Spitze war indes weiterhin flott unterwegs. Bei den Frauen setzte sich Franziska Unterreitmeier nach Rang drei auf der ersten Runde an die Spitze und gab die Pole-Position bis zum Ziel auch nicht mehr ab. Für ihre 40:41 Minuten gab es bei der Siegerehrung viel Applaus, den auch die hartnäckige Verfolgerin Linda Bühner für ihre 41:35 Minuten verdientermaßen einheimste.


Bei den Männern war vom ersten Meter an klar, dass Theo Houssin der Schnellste im Feld war. Der in München lebende, gebürtige Franzose überrunde sogar permanent Rivalen und hatte mit seinen 35:45 Minuten letztendlich einen stolzen Vorsprung auf den zweitplatzierten Andreas Brünnert (39:02 Minuten) stehen. „Wahnsinn, wie locker der gelaufen ist“, schwärmte Bürgermeister Sturm ob der Gala-Vorstellung des Tagessiegers, der wie Unterreitmeier einen gut gefüllten Präsentkorb überreicht bekam.
Brünnert und Houssin tauschten im Ziel sogar Kontaktadressen und einigen sich auf einen baldigen gemeinsamen Trainingslauf. Richtig gute Stimmung herrschte wieder beim „Zwergerllauf“, in dem sogar dreijährige Knirpse unterwegs waren, denen die Laufklamotten teilweise bis in die Kniekehlen reichten. Manche von ihnen trugen dann aber auch Sonnenbrillen, in denen sie laut Cheforganisatorin Heiden „eine richtig coole Figur“ abgaben. Kein Wunder, dass am Start die stolzen Eltern gefühlt im Sekundentakt Handyfotos machten. „Der Seelauf ist alljährlich im Vorfeld über ein gutes halbes Jahr mit viel Zeitaufwand verbunden. Doch wenn ich im Ziel die glücklichen Gesichter sehe, ist klar, dass sich die Mühe gelohnt hat“, so Heiden.