Bei seiner feierlichen Amtseinführung richtet Papst Leo XIV. eindringliche Worte an die Welt und ruft dazu auf, das Leid in Gaza, Myanmar und der Ukraine nicht zu vergessen. Unter den Gästen sind der ukrainische Präsident Selenskyj, US-Vizepräsident Vance und Bundeskanzler Merz.
Papst Leo XIV. hat die Welt zu mehr Einigkeit aufgerufen und die Folgen von Kapitalismus und Machtgier gegeißelt. „In unserer Zeit erleben wir noch immer zu viel Zwietracht, zu viele Wunden, die durch Hass, Gewalt, Vorurteile, Angst vor dem Anderen und durch ein Wirtschaftsmodell verursacht werden, das die Ressourcen der Erde ausbeutet und die Ärmsten an den Rand drängt“, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche bei seiner offiziellen Amtseinführung auf dem Petersplatz in Rom.
Zehntausende Menschen jubelten dem ersten US-amerikanischen Papst zu, als er mit dem offenen Papamobil über den Petersplatz und die Via della Conciliazione Richtung Engelsburg fuhr. Bei dem anschließenden Gottesdienst wurde der 69-Jährige mit den päpstlichen Insignien ausgestattet: Pallium und Fischerring.
In einer Prozession wurden die Zeichen päpstlicher Vollmacht vom Grab des Apostels Petrus unter der Kuppel des Petersdoms auf den mit Blumen geschmückten Platz vor der Basilika getragen. Anschließend wurden sie dem sichtlich gerührten neuen Oberhaupt von 1,4 Milliarden Katholiken angelegt.
Das Pallium ist eine Stola aus Schafswolle mit schwarzen Kreuzen, die an die Wundmale Jesu erinnern sollen, und symbolisiert das Hirtenamt des Papstes. Der Fischerring erinnert an den Apostel Petrus. Er war laut der biblischen Erzählung Fischer und erhielt von Jesus den Auftrag, „Menschen zu fischen“.
Der neue Papst wurde gleich politisch
Wie schon sein Vorgänger Franziskus hat der neue Pontifex in den Tagen seit seiner Wahl mehrmals an die Mächtigen der Welt appelliert, sich um ein Ende von Kriegen und Konflikte zu bemühen. Explizit erwähnte das Oberhaupt der katholischen Kirche bei seiner Amtseinführung den Gazastreifen, Myanmar und die Ukraine. „In der Freude über den Glauben und die Kommunion dürfen wir nicht jene Brüder und Schwestern vergessen, die unter dem Krieg leiden“, sagte der Pontifex.
„In Gaza hungern Kinder, Familien und alte Menschen, die überlebt haben. In Myanmar haben neue Feindseligkeiten unschuldige Menschenleben gekostet. Und die gepeinigte Ukraine wartet sehnsüchtig auf Verhandlungen über einen gerechten und dauerhaften Frieden“, sagte Leo im Rahmen des Gebets „Regina Caeli“ vor rund 150.000 Menschen. Jüngst bot Leo auch den Vatikan als möglichen Ort für Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland an.
Papst trifft ukrainischen Präsidenten
Nach der offiziellen Amtseinführung hat Papst Leo den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Privataudienz empfangen. Bereits kurz nach seiner Wahl hatte der neue Papst mit dem ukrainischen Präsidenten telefoniert.
Zu der Inthronisierung kamen neben Selenskyj auch zahlreiche weitere hochrangige Politiker und Mitglieder von Königshäusern. Auf dem Petersplatz gab der ukrainische Präsident US-Vizepräsident J.D. Vance die Hand.
Auf dem Petersplatz waren auch Bundeskanzler Friedlich Merz (CDU), Vizekanzler Lars Klingbeil (SPD) und Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) anwesend. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und US-Außenminister Marco Rubio, aber auch der Fürst von Monaco Albert II., der belgische König Philippe und der spanische König Felipe VI. waren ebenfalls angereist.
Leo war als Kardinal Robert Francis Prevost am 8. Mai von mehr als 130 Kardinälen zum 267. Papst gewählt worden. „Ich wurde ohne jegliches Verdienst ausgewählt und komme mit Furcht und Zittern zu euch als ein Bruder, der sich zum Diener eures Glaubens und eurer Freude machen und mit euch auf dem Weg der Liebe Gottes wandeln möchte, der möchte, dass wir alle eine einzige Familie sind“, sagte der in Chicago geborene Kirchenmann, der neben der amerikanischen auch die peruanische Staatsbürgerschaft hat.
AFP/kna/dpa/krott/jml